Karibik Karibik: Unbekannte Inseln: St. Kitts und Nevis

Basseterre/dpa. - Und die mächtige, auf einem grünen Hügel nahe der Küste thronende Festung Brimstone Hill gehört zum Weltkulturerbe. Obwohl St. Kitts und seine kleine Schwester Nevis nur ein Zehntel der Fläche Luxemburgs haben, bieten sie Urlaubern viele Attraktionen. Dennoch sind die Inseln auf Europas Festland noch recht unbekannt: Kaum 1000 Urlauber aus Deutschland fliegen - meist mit zwei Mal Umsteigen - pro Jahr hierher.
Eine Schmalspurbahn umkurvt das im Norden der Kleinen Antillen gelegene Eiland. Der 1156 Meter hohe Krater des Mount Liamuiga schlummert friedlich, Wanderungen sind auf dem erloschenen Vulkan möglich. Viele der Strände sind des vulkanischen Ursprungs wegen grau. Alte Plantagen mit Zuckerrohrfeldern, Buchten, Fischerdörfer, drei Golfplätze, Hotelanlagen und die Mini-Hauptstadt Basseterre mit ihrem britischem Kolonialstil und den Shoppingarkaden für Kreuzfahrer runden das Bild zu Lande ab. Unter Wasser freuen sich Taucher über Korallenriffe und etwa 400 Schiffwracks. Die Wracks, inzwischen Lebensraum für viele Fische, erinnern an Piraten, blühenden Handel und die blutigen Seeschlachten der Kolonialmächte.
Saint Kitts and Nevis heißt der Staat offiziell. Das Inselpaar erhielt 1983 von London die Unabhängigkeit. Etwa 45 000 Insulaner leben hier, davon 10 000 auf Nevis, das mit noch mehr Ruhe und Exklusivität lockt. Von dessen Hauptort Charlestown nach Basseterre braucht die Autofähre 45 Minuten. Viele in Nevis fühlen sich vom Nachbarn bevormundet und wollen Unabhängigkeit. Besonders groß ist die Freude immer dann, wenn die kleine Insel im Cricket St. Kitts das Fell über die Ohren zieht.
Der Vulkan Mount Liamuiga war schon 1493 für Kolumbus ein wichtiger Blickfang. Er nannte das Eiland St. Christopher, woraus St. Kitts wurde. Es hat die Umrisse eines dünnen Hühnerschenkels. Und auch das kleine, rundliche Nevis ragt schroff aus dem Wasser. Felsküste hat das Paar reichlicher als feine Strände. Die indianischen Ureinwohner wurden nicht von Spaniern, sondern Franzosen und Briten vertrieben und getötet. Brimstone Hill sicherte den Briten die Herrschaft.
Baubeginn war 1690. In den drei Meter dicken Mauern des «Gibraltar of the West Indies» stecken 100 Jahre Sklavenarbeit. Wer sich früh auf den Weg macht, ist fast allein in der Festung. Von Basseterre fährt der Minibus los - aber erst, wenn er voll ist. Es geht vorbei an der Küste, bunt bemalten Häusern, Ziegen, Palmen, Zuckerrohrfeldern und Bananenstauden. Der Aufstieg dauert keine halbe Stunde. Tiefrot und dicht sind die Blüten der Flamboyant-Bäume. Über das Gras huschen zwei Mungos, die an Eichhörnchen erinnern.
Oben - 250 Meter über dem Meer zwischen Wällen, Zinnen und Kanonen - offenbart sich das Panorama der Karibik: grüne Hügel und Täler, blaues Meer und die holländischen Nachbarinseln Saba und Eustatius. Mit dem Fernglas ist zu erkennen, wie Taucher von einem Boot ins Wasser gleiten. Berge versperren den Blick zur Frigate Bay im Südosten mit ihren Stränden und Hotelanlagen.
Wer auf den beiden Vulkaninseln sein Haupt zur Ruhe bettet, kann dies auch stillvoll tun in Betten aus Mahagoni und Laken aus Seide. Viele kleine Hotels wurden in liebevoll restaurierte Bauten - beispielsweise 250 Jahre alte Plantagenhäuser und historische Zuckermühlen - integriert. Afternoon Tea mit Cookies gehört dann häufig zum Standard. Verschlafen sind die beiden Inseln aber nicht mehr: Verirrten sich vor 20 Jahren nur rund 40 000 Urlauber hierher, kommen heute etwa 100 000 Übernachtungsgäste - Tendenz steigend.
Informationen: Arbeitsgemeinschaft Karibik, Friedberger Anlage 21, 60316 Frankfurt (Tel.: 069/40 59 37 77, Fax: 069/40 59 37 76).