Kanu-WM Kanu-WM: Damen-Team steht unter heftiger Kritik

Gainesville/dpa. - Nach dem Debakel von Gainesville brennt im Team der deutschen Kanu-Damen der Baum. Das schlechteste Weltmeisterschafts-Abschneiden einer deutschen Mannschaft auf der 500-m-Strecke seit 53 Jahren führte zu heftiger Kritik der Verantwortlichen. Dies wollen die betroffenen Damen nicht auf sich sitzen lassen. «Wir werden diese Leistung sicher nicht schön reden, die war wirklich unter aller Sau. Doch jetzt geht es darum, die Ursachen dafür aufzudecken. Ich sehe nicht ein, dass wir jetzt die alleinigen Prügelknaben sind», erregte sich die zweimalige Vierer- Olympiasiegerin Manuela Mucke, die gemeinsam mit Katrin Wagner auf Platz sieben im Zweier sogar das Olympia-Ticket verpasst hatte.
Sie bezog sich dabei vor allem auf die scharfe Kritik von DKV- Präsident Ulrich Feldhoff und Cheftrainer Josef Capousek, die mit Blick auf das Abschneiden der beiden Potsdamerinnen von der «größten Enttäuschung der WM» gesprochen hatten. Die Formulierung von Feldhoff «nur mit großer Schnauze geht nichts», brachte Katrin Wagner auf die Barrikade. «Ich habe doch nie im Vorfeld gesagt, dass ich hier alles abräumen würde. Im Gegenteil, ich war unsicher, und konnte meine Leistung gar nicht einschätzen, weil ich so wie in diesem Jahr noch nie zuvor trainiert habe», sagte die 25-Jährige. Und: «Der Trainer vermittelt aber auch keine Sicherheit».
Hintergrund der Seitenhiebe ist der Trainerwechsel im vergangenen Winter, nachdem Damen-Coach Ralf Zeidler seinem Chef Josef Capousek die Veruntreuung von Geldern unterstellt hatte und daraufhin vom DKV wegen «Vertrauensbruches» gekündigt wurde. Nachfolger Detlev Hummelt suchte mit neuen Methoden den Erfolg, fand aber zu den beiden Olympiasiegerinnen nie den rechten Draht. Bereits im Trainingscamp Kienbaum hatten beide lautstark gegen seine Anordnungen rebelliert. «Ich hätte erwartet, dass sich der Trainer jetzt erst mal vor uns stellt und gegenüber anderen nicht gleich von Enttäuschung redet», verbarg auch Manuela Mucke nicht ihren Frust.
Hummelt gab zu, dass er noch nach den Halbfinals davon ausgegangen war, dass sowohl Wagner im Einer als auch der Potsdamer Zweier in die Medaillenränge fahren könnten. «Wir werden analysieren, woran es gelegen hat, aber nicht unmittelbar nach dem Wettkampf. Fakt aber ist, dass beide im Vergleich zum Vorjahr ihre Leistung nur gehalten, jedoch nicht verbessert haben. Jetzt ist uns die Konkurrenz entwischt», sagte er. Dass auch der neu formierte Vierer - ohne die beiden Aushängeschilder - auf Platz fünf nicht die Erwartungen erfüllte und damit erstmals seit 1986 ein deutsches Quartett keine WM-Medaille holte, sehen die beiden kritisierten Damen gleichfalls als Folge eines falschen Trainingsaufbaus. «Ich hoffe, dass jetzt endlich etwas passiert. Jetzt muss es Aussprachen mit allen Athleten und Trainern geben, damit so etwas nicht noch einmal vorkommt», forderte Mucke.
Als Diplomat erwies sich der Diagnose-Trainer des DKV, Reiner Kießler. «Wie immer in solchen Fällen bringt uns einseitige Kritik nicht weiter. Die Ursachen liegen ganz klar im Training. Aber auch die Chemie in einem Team muss stimmen. Und hier werden wir ansetzen, damit es bei Olympia wieder besser aussieht», bemerkte der Sachse.