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Kabarett Kabarett: Kampf um den Namen «Kiebitzensteiner»

Von Frank Czerwonn 09.04.2001, 16:02

Halle/MZ. - Um den Markenname "Die Kiebitzensteiner" ist ein heftiger Streit entbrannt Mehrere Mitstreiter des Kabaretts - die Gruppe um den früheren Intendanten Rolf Voigt - haben den Namen beim Deutschen Markt- und Patentamt angemeldet. Ihre Gegenspieler von der Arbeitsgemeinschaft "Privates Kabarett" um Agenturchef Ulf Herden üben daran heftige Kritik. Auch die Stadtverwaltung ist geschockt, will den Namen nicht hergeben. "Wir haben alle Maßnahmen eingeleitet, um unsere Interessen zu schützen", sagt Kulturdezernent Karl-Heinz Gärtner.

Bereits am 22. Dezember 2000, so ist im Markenregister nachzulesen, haben Marko Stoye, Klaus Reichenbach, Rolf Voigt, Beate Bachmann, Gerd Melzer und Gisela Oechelhaeuser die Eintragung des Namens "Die Kiebitzensteiner" als Wort- und Bildmarke beantragt. "Obwohl der Name für das Kabarett in Rechtsträgerschaft der Stadt Halle genutzt wird", empört sich Herden. Damit würden Voigt und andere erneut versuchen, die Entscheidung über ein Kabarettkonzept sowie über Fördermittel zu unterlaufen. "Denn sie konfrontieren die Entscheidungsträger mit einer scheinbar endgültigen Situation", so Herden. "Es kann nicht sein, dass die Gruppe die Tradition des halleschen Kabaretts zu ihrem Eigentum erklärt." Rolf Voigt kann nicht verstehen, "warum sich gerade Herr Herden moralisch empört." Die Idee, den Namen zu schützen, sei bereits entstanden, als er - Voigt - noch den Auftrag zu Privatisierung des Kabaretts hatte. "Schließlich ist der Name für ein Produkt wichtig." Wenn die AG "Privates Kabarett" eine neue Bühne gründen wolle, könne sie auch einen neuen Namen finden. "Wir wollten aber vor allem verhindern, dass sich Fremde den Namen aneignen", so Voigt.

Dem Sieger einer Ausschreibung für ein von der Stadt finanziell unterstütztes privates Kabarett würde man den Namen abtreten. Doch dass der Name der Stadt gehört, glaubt Voigt nicht. "Der wurde ja durch Horst Sonntag und andere erfunden. Von damals ist nur noch Klaus Reichenbach dabei." Das sieht Kulturdezernent Gärtner ganz anders: "Ich gehe davon aus, dass der Markenname der Stadt gehört und nicht vergeben werden kann." Mit der Anmeldung sei noch keine Eintragung erfolgt. Das bestätigt eine Mitarbeiterin des Patentamtes auf MZ-Nachfrage. "Bisher gibt es nur die Eingangsbescheinigung der Anmeldung." Jetzt recherchiert die Stadt, seit wann es den Namen gibt, wer das Logo entworfen hat und ob noch Rechte nach DDR-Urheberrecht daran existieren. "Aber es kann nicht sein, dass Mitarbeiter der Stadt den Namen eines städtischen Betriebes aus privatwirtschaftlichem Interessen anmelden", so der Dezernent.

Nach MZ-Informationen haben drei der Anmelder einen Vertrag mit der Stadt. "Wir prüfen, inwieweit sie ihre Loyalitätspflicht verletzt haben", sagt Gärtner. Eine schwere Verletzung der Loyalitätspflicht könne bis zur außerordentlichen Kündigung führen. Einen Brief hat die Stadt auch an Peter-Michael Diestel - letzter DDR-Innenminister und Anwalt von Voigt - geschickt. Denn auch der Kabarett-Förderverein, den Diestel nächste Woche Donnerstag, 12. April, im Steintor-Varieté gründen will, soll "Die Kiebitzensteiner" heißen.