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Jury: Dianas Tod war kein Mord

08.04.2008, 06:53

London/dpa. - Der gewaltsame Tod von Prinzessin Diana und ihres damaligen Begleiters Dodi al Fayed vor zehneinhalb Jahren in Paris ist auf Fahrlässigkeit ihres angetrunkenen Fahrers und der sie verfolgenden Paparazzi zurückzuführen.

Zu diesem Schluss kam am Montag in London eine Geschworenen-Jury, die den Unfall vom 31. August 1997 während der vergangenen sechs Monate erneut untersucht hatte. Mit dem Urteil, das keine strafrechtlichen Konsequenzen hat, wurde allen Verschwörungstheorien eine klare juristische Absage erteilt. Die Söhne Dianas, die Prinzen William und Harry, stimmten dem Untersuchungsergebnis zu und bedankten sich bei der Jury.

«Wir stimmen ihrem Urteil zu und wir sind beide jedem einzelnen von ihnen sehr dankbar für die Belastungen, die sie während der letzten sechs Monate in Kauf genommen haben», heißt es in der Erklärung der beiden Prinzen. Sie betonten zugleich ihren Dank an alle, die nach dem Unfall im Alma-Autotunnel in Paris «so verzweifelt versucht haben, das Leben unserer Mutter zu retten».

Bereits in der vergangenen Woche hatte der Vorsitzende Richter der Untersuchung, Scott Baker, die Behauptung des ägyptischen Millionärs Mohammed al Fayed, die Prinzessin und sein Sohn seien auf Betreiben des Königshauses vom britischen Geheimdienst MI6 ermordet worden, offiziell für falsch erklärt.

Al Fayed erklärte, er sei von dem Urteil «enttäuscht». Es sei beklagenswert, dass offenkundig einige «Menschen über dem Gesetz stehen». Als er sichtlich erschüttert aus dem Gerichtssaal kam, machte er deutlich, dass er bei seiner Überzeugung bleiben will: «Das wichtigste ist: Es war Mord.» Das Urteil sei «ein Schlag» für Millionen von Menschen, die ihn unterstützten.

Nach der Verkündung des Beschlusses, zu dem die elf Geschworenen mit neun gegen zwei Stimmen gekommen waren, äußerte auch der Leiter der früheren Diana-Untersuchung durch Scotland Yard Erleichterung. Damit hätten sich der Bericht der britischen Polizei, der im Dezember 2006 ebenfalls bereits eine Verschwörung ausgeschlossen hatte, «nun als gerechtfertigt erwiesen», erklärte Lord Stevens, der frühere Chef von Scotland Yard. «Die Verschwörungstheorien sind nun vom Tisch.»

Die britische Polizei hatte erklärt, der Tod Dianas sei ein Unfall infolge der Trunkenheit des Fahrers Henri Paul gewesen, der dabei ebenfalls ums Leben kam. Auch den Paparazzi hatte Scotland Yard bereits eine Mitverantwortung zugewiesen. Allerdings hatten die britischen Ermittler nicht ausdrücklich den Vorwurf der fahrlässigen Tötung erhoben.

Die Jury kam bei der Urteilsfindung auch zu dem Schluss, dass der Fahrer nicht nur zu viel Alkohol getrunken, sondern auch doppelt so schnell wie erlaubt gefahren sei. Er habe dann im Pariser Alma-Tunnel die Kontrolle über den Wagen verloren, so dass dieser gegen einen Pfeiler prallte. Einer der Gründe für das Rasen des Fahrers war, dass er die Paparazzi, die den Wagen mit Motorrädern verfolgten, abschütteln wollte. Auch die Tatsache, dass Diana und Dodi keinen Sicherheitsgurt trugen, habe zu ihrem Tod beigetragen.

Mit Erleichterung dürfte nach Einschätzung britischer Medien im Königshaus aufgenommen worden sein, dass sich die Jury zu einem klaren Urteil bekannte. Eine der Möglichkeiten, die Richter Baker den Geschworenen vorgegeben hatte, wäre ein sogenanntes offenes Urteil gewesen. Dies hätte bedeutet, dass es für den Tod der Prinzessin, ihres Begleiters Dodi al Fayed und des Fahrers Henri Paul keine klare Ursache gibt. Dies wäre in Großbritannien allgemein als Nährboden für alle möglichen Verschwörungstheorien angesehen worden.

Ein Urteil, das wie von Al Fayed angestrebt die königliche Familie und namentlich den Queen-Gatten Prinz Philip verantwortlich gemacht hätte, hatte der Richter schon vor der Jury-Beratung ausgeschlossen. Für die neuerliche Untersuchung wurden 287 Zeugen befragt und tausende Beweismittel gesichtet. Die Kosten des Verfahrens werden auf umgerechnet rund neun Millionen Euro geschätzt.