Jena und Weimar Jena und Weimar: Zahlreiche Begegnungen mit Friedrich Schillers Werk
Halle/MZ. - In Jena begegnet man Schiller noch an vielen Orten, auch wenn die Universitätsstadt nicht übertrieben auf Dichterkult macht. Immerhin trägt die mit Abstand größte Uni Thüringens seinen Namen, der deswegen an Institutsgebäuden immer wieder zu lesen ist. "Schiller hat zehn Jahre hier gewohnt und als Geschichtsprofessor seine Studenten begeistert", sagt Margret Franz, die Kulturamtsleiterin der Stadt. Eine Ausstellung in Schillers Gartenhaus am Schillergässchen erinnert an diese Zeit. Sein Arbeitszimmer ist dort zu sehen samt Ohrensessel und Stehpult.
Das Gartenhaus ist das einzige in Jena erhalten gebliebene Wohnhaus des Dichters. Auch der Garten hat seinen Reiz: Magnolien wachsen dort, Salbei, Rittersporn, die Wege sind mit Buchsbaum begrenzt. Ein kleiner Steintisch steht dem Haus gegenüber, an dem Goethe und Schiller oft zusammen gesessen haben.
Auch in der Chefetage der Universität ist Schiller nach wie vor präsent: Eine Büste des Dichters steht im Besprechungsraum des Rektors. Und ein großformatiges Gemälde zeigt Schiller auf dem Weg zur Antrittsvorlesung an der Uni. Das war 1789, im Jahr der Französischen Revolution. Weil die Republikaner in Paris den Autor der "Räuber" für einen obrigkeitskritischen Rebellen hielten, ernannten sie ihn zum Ehrenbürger.
Die Universität Jena revanchierte sich zu Schillers 100. Todestag und verlieh dem französischen Bildhauer Auguste Rodin 1905 die Ehrendoktorwürde. Rodin wiederum bedankte sich im Jahr darauf: "Völlig überraschend kam eine Kiste aus Paris", erzählt der Galerist des Stadtmuseums Erik Stephan. Darin war eine Statue der Gottheit der Künste Minerva, die heute im Senatssaal der Uni zu sehen ist. Zu Schillers 200. Todestag organisiert Stephan nun eine Ausstellung mit Werken Rodins - "Skulpturen, Aquarelle, aber auch Fotos" -, von denen viele wie die Minerva aus Paris kommen werden. Zu sehen sind sie von September bis November nächsten Jahres.
Mit Weimar verbinden viele zwar zunächst Johann Wolfgang von Goethe. Dabei wohnte Schiller von 1787 bis 1789 bei Goethe beim "Olympier" gleich um die Ecke. Die heutige Schillerstraße führt etwas nördlich von Schillers damaliger Wohnung am Frauenplan auf den Theaterplatz zu. Dort sind die beiden Klassiker vereint - seit 1859 als Denkmal vor dem Nationaltheater, in dem gleich mehrere Schiller-Dramen wie "Maria Stuart" oder "Wilhelm Tell" uraufgeführt wurden.
Nach den zehn Jahren in Jena kehrte Schiller 1799 nach Weimar zurück. "Er wollte dem Theater näher sein, in dem seine Stücke aufgeführt wurden", sagt der Jenaer Schiller-Experte Jens-Fietje Dwars. Schiller kaufte 1802 ein ansehnliches Haus, für das er sich in Schulden stürzte - ein Finanzgenie war er sein Leben lang nicht. "Weil er den Schuldenberg nicht seiner Familie hinterlassen wollte, versuchte er jedes Jahr, mindestens ein neues Drama zu schreiben", sagt Dwars. "Er hat schon ziemlich selbstzerstörerisch gearbeitet." Lange ging das nicht gut: In dem Haus an der heutigen Schillerstraße starb der Dichter am 9. Mai 1805. Das "Schillerhaus" wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, danach aber restauriert. Derzeit kann es allerdings nicht besichtigt werden, da es durch eine Explosion auf dem Weihnachtsmarkt beschädigt wurde. Bis voraussichtlich 11. Dezember bleibt das Haus nach Auskunft einer Sprecherin der Weimarer Klassik geschlossen.
Auch Schillers Sarg gehört zu den Touristenattraktionen: In der Fürstengruft etwas südlich des Zentrums ruhen die sterblichen Überreste des Dichters - allerdings erst seit 1827. Fünf Jahre später starb auch Goethe. In der quadratischen Gruft mit vier dorischen Säulen, die im Auftrag des Weimarer Herzogs gebaut wurde, stehen die Särge der beiden deutschen Chef-Dichter direkt nebeneinander.