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ITB ITB: Der nächste Schritt: «Virtuelle Reiseveranstalter» kommen

Von Christian Röwekamp 15.02.2005, 13:01
Im Reisebüro online gehen: Die Reisen des «virtuellen Veranstalters» Flyloco sind seit Februar auch in den insgesamt 149 Shops der Schwestermarke L'tur buchbar. Die Mitarbeiter dort surfen dann zusammen mit dem Kunden am Laptop im Internet. (Foto: dpa)
Im Reisebüro online gehen: Die Reisen des «virtuellen Veranstalters» Flyloco sind seit Februar auch in den insgesamt 149 Shops der Schwestermarke L'tur buchbar. Die Mitarbeiter dort surfen dann zusammen mit dem Kunden am Laptop im Internet. (Foto: dpa) Flyloco

Baden-Baden/Oberursel/dpa. - In diesem Jahrsoll das nun zum Teil anders werden: «Virtuelle Veranstalter» drängenauf den deutschen Markt oder wollen dort stärker mitmischen. Beidiesen Reiseanbietern gibt es keinen gedruckten Katalog, sondern dasWeb ist die Basis für Angebotspräsentation und Buchungsvorgang.

Bereits aktiv ist die Marke Flyloco aus dem Hause L[0x2019]tur, derenReisen seit Februar nicht mehr nur unter www.flyloco.de, sondern auchtelefonisch und in den 145 L[0x2019]tur-Shops buchbar sind. Als nächsteskommt Touropa, ein Unternehmen des Tourismusmanagers Georg Eisenreichund der TUI: Das Produkt werde zur Internationalen Tourismus-Börse(ITB) in Berlin (11. bis 15. März) vorgestellt und gehe im Frühjahrunter www.touropa.com online, sagt Sprecherin Kornelia Kneissl. Undauch der Thomas-Cook-Konzern ist auf dem Weg zu einem «virtuellenVeranstalter». Das am Montag präsentierte neue Buchungswerkzeug «Mix& Travel» unter www.thomascook.de gilt als wichtige Etappe dabei.

«Die Billigflieger haben die Online-Buchung extrem vorangebracht.Dann kamen die Hotelportale, und nun sind die virtuellen Veranstalterder nächste Schritt», sagt L[0x2019]tur-Vorstandsmitglied Markus Orth inBaden-Baden. Ein entscheidender Unterschied zu etablierten Portalenwie Expedia und Lastminute.com sei dabei, dass nicht Reisebausteinevermittelt werden, sondern nach den Wünschen des Kunden online einganzes Paket zusammengestellt wird – inklusive der Haftung desReiseveranstalters für den Fall von Überbuchungen oder Flugausfällen.

Bei Flyloco sind es mehr als 100 Ziele, an denen gut 10 000 Hotelsmit Flügen unter anderem von Air Berlin, Condor, Lufthansa,Hapag-Lloyd-Flug und Billigfliegern kombinierbar sind. Flylocodurchsucht online zum gewünschten Termin und Abflugort alle denkbarenFlüge der Airlines und verknüpft freie Plätze mit Hotelvorschlägen,die ebenfalls nach den Vorgaben des Kunden ausgesucht werden. DieserVorgang wird in der Branche auch «Dynamic packaging» genannt. «DerKunde kann sich die Reise so zusammenstellen, wie es ihm gefällt, under bekommt die besten tagesaktuellen Preise», erklärt Markus Orth.

Auch beim neuen «Mix & Travel» von Thomas Cook können Flüge,Hotels und Mietwagen individuell zusammengestellt werden. Was zum«virtuellen Veranstalter» noch fehlt, ist dagegen zum Beispiel dieHaftung eines einzelnen Anbieters: «Der Kunde schließt mit Airline,Hotel und Mietwagenfirma immer noch drei Einzelverträge ab undbekommt auch drei Rechnungen. Neu ist aber, dass das bei uns allesüber eine Internetseite funktioniert», sagt Oliver Rengelshausen, beiThomas Cook in Oberursel (Hessen) zuständig für das Thema E-Commerce.

Buchbar sind bei «Mix & Travel» Flüge mit sieben Gesellschaftenvon Condor über LTU bis Ryanair. «Die Linienfluggesellschaften kommennoch dazu», kündigt Rengelshausen an. Kombinieren lassen sich dieTickets mit Mietwagen von Holiday Autos in 80 Ländern und den etwa8000 Hotels, die auch in den Katalogen von Neckermann und Thomas CookReisen mit individueller Anreise buchbar sind. «Bei den Hotels bietenwir die kalkulierten Katalogpreise an, bei den Airlines und Mietwagensind die Preise dagegen tagesaktuell.»

Anders als bei Flyloco sieht der Thomas-Cook-Kunde genau, wie vielihn der einzelne Reisebaustein kostet. «Somit kann ich vergleichen»,sagt Rengelshausen: «Zum Beispiel, wenn LTU und Condor beide nachCalgary nach Kanada fliegen, sehe ich sofort: Wer von den beiden istbilliger, und wer hat die besseren Flugzeiten?»

Der Flyloco-Kunde dagegen bekommt nur den Gesamtpreis der Reisegenannt. Das mache den Veranstalter für Billigflieger interessant,urteilt der in Offenbach erscheinende «Touristik Report». Denn:«Werden die Flugzeuge nicht voll, können Germanwings, HLX und Co. dieTickets zu Sonderpreisen an Flyloco verkaufen. Da die Baden-Badenerdie Flugpreise nicht separat ausweisen, merkt keiner etwas davon,dass die Billigflieger gegen die Regel verstoßen, zum Buchungsendehin immer teurer zu werden.»

Touropa hält Details seines Angebots bis zur ITB noch zurück, doches zeichnet sich ab, dass auch hier die «virtuellen» Reisen nicht nurim Web, sondern auch in Reisebüros und im Fernsehen buchbar seinwerden. Einen solchen «Multi-Kanal-Vertrieb» hält auch TorstenKirstges, Tourismus-Professor an der Fachhochschule Wilhelmshaven,«für Erfolg versprechender als den reinen Onlinevertrieb». Was die«virtuellen Veranstalter» an Buchungen erreichen, werde sichallerdings «mindestens bis zum Jahr 2010» nur im einstelligenProzentbereich des deutschen Marktes abspielen, erwartet der Experte.

Keine große Gefahr für die Reisebüros durch die «virtuellenVeranstalter» sieht auch Klaus Laepple, Präsident des DeutschenReisebüro und Reiseveranstalter Verbandes (DRV) in Berlin: «DasProblem ist, dass man sich so schlecht mit dem Computer unterhaltenkann. Die überwiegende Mehrzahl der Reisenden wünscht weiterhin eineBeratung.» Und auch bei dem Glauben, online seien die Reisen billigerzu bekommen, habe es «erhebliche Ernüchterungsprozesse» gegeben.

Auch die «virtuellen Veranstalter» müssen deshalb damit rechnen,dass viele Touristen trotz der neuen Möglichkeiten ihr Verhaltenbeibehalten: Informieren im Internet, buchen im Reisebüro. «VieleMenschen scheuen sich, online Kreditkartennummern oder persönlicheDaten einzutippen», erklärt Prof. Kirstges. «Und andere werden mitden Ausdrucken der reinen Internet-Anbieter ins Reisebüro gehen undsagen: "Schaut doch mal, ob ihr das auch so billig hinbekommt".»