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Irak Irak: «Der Fußball im Irak ist unwichtig geworden»

19.03.2003, 16:10

Berlin/dpa. - Mit großer Sorge verfolgt Iraks Fußball- Nationatrainer Bernd Stange aus der Heimat die Vorbereitung auf den unmittelbar bevorstehenden Krieg im Land am Golf. «Das irakische Volk steht vor einer humanitären Katastrophe. Ab Donnerstag ist diese Katastrophe da», erklärte der Thüringer am Mittwoch in der Sendung «MDR um zwölf».

Täglich telefoniere er mit Trainern und Spielern im Irak. «Bis vor zwei Tagen haben wir nur über Fußball gesprochen, seit gestern reden wir nur noch über das Leben. Die Spieler haben sich Keller eingerichtet, Vorräte angelegt, um irgendwie zu überleben. Der Fußball im Irak ist unwichtig geworden», sagte der Trainer, der zwischen 1983 und 1988 auch die DDR-Auswahl betreute.

Sein ganzes Mitgefühl gelte dem irakischen Volk. «Meine Spieler glauben alle an einen anderen Gott: Es sind Christen, Sunniten, Schiiten und Kurden. Ich kann nicht verstehen, warum auf Menschen, die unter der Armutsgrenze leben, Bomben geworfen werden. Das hat den Anstrich von etwas Grauenhaften», sagte Stange. «Ich fühle mich wie einer, der etwas im Stich gelassen hat», räumte er ein, erklärte aber, dass es zur Ausreise keine Alternative gegeben habe.

Seine Zukunft als Nationaltrainer sieht Stange, der einen Vier- Jahres-Vertrag besitzt, völlig im Ungewissen. «Ich bin im Moment ein Papiertrainer. Keiner weiß, was einmal werden wird, ob es nach dem Krieg überhaupt noch Stadien gibt, eine Meisterschaft gespielt werden kann», führte er aus. Er habe bislang weiter pünktlich seine Bezüge erhalten, die irakische Seite habe sich überaus korrekt verhalten, sagte Stange. Gegenüber der «Frankfurter Rundschau» (Mittwochausgabe) hatte er angekündigt, derzeit kein anderes Angebot annehmen zu wollen. «Selbst wenn jetzt Leverkusen anrufen würde, müsste ich ablehnen. Ich fühle mich mit den Leuten im Irak und meinen Mannschaften verbunden, ich könnte jetzt keinen anderen Job annehmen», so Stange.