Bestattungen im Harz Im Tod allein: Wie die Stadt Wernigerode für Verstorbene ohne Angehörige sorgt
Wenn Menschen sterben, nehmen Angehörige in der Regel Abschied. Was passiert, wenn sich die Familien nicht kümmern? Dann springt die Gemeinde ein – so auch in Wernigerode.

Wernigerode. - Welcher Sarg soll es werden? Welche Lieder werden gespielt? Wo soll er seine letzte Ruhe finden? Fragen, mit denen Angehörige konfrontiert sind, wenn ein geliebter Mensch stirbt. Wenn keine Angehörigen und keine verpflichteten Personen ausfindig gemacht werden können, organisiert die Gemeinde die Bestattung.
40 Wernigeröder wurden in den vergangenen Jahren durch die Gemeinde bestattet
In Wernigerode wurden seit 2020 40 Personen (Stand: November 2024) durch die Gemeinde bestattet, teilt Stadt-Sprecherin Dörte Wähner auf Anfrage mit. Zuständig sei dafür das Ordnungsamt. „Je nachdem, wo die Person verstirbt, wird die Leichenschau durch das Ordnungsamt angefordert“, heißt es.
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Im Anschluss werde der Leichnam vom Vertragsunternehmen der Stadt abgeholt, eingeäschert und auf dem städtischen Zentralfriedhof in Wernigerode Am Eichberg in der Urnengemeinschaftsgrabstätte beigesetzt – anonym und ohne Begleitpersonen. Religiöse Besonderheiten werden nicht berücksichtigt. Die Stadtverwaltung teilt auf ihrer Internetseite allerdings mit, dass sie zu beachten seien. Die Formulierung sei vom Land Sachsen-Anhalt so vorgegeben und kann nicht geändert werden, so Wähner auf Nachfrage.
Eine ordnungsbehördliche Bestattung kostet die Stadt Wernigerode circa 1.500 Euro. Hinzu kommen die Kosten für den Totenschein und Verwaltungsgebühren. Da die Kosten so niedrig wie möglich gehalten werden müssen, wird die günstigste Variante genommen.
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Ausnahmen gibt es, wenn der Verstorbene bereits eigene Vorsorgen getroffen oder noch zu Lebzeiten Wünsche geäußert hat und das entsprechende Geld vorhanden ist. „So wurden auch schon ordnungsbehördliche Bestattungen auf anderen Friedhöfen und Erdbestattungen durchgeführt“, teilt Dörthe Wähner mit. Es ist auch schon vorgekommen, dass Freunde einer Verstorbenen für eine eigene Grabstelle sammelten, um den Differenzbetrag zur ordnungsbehördlichen Bestattung zu begleichen.
Von Amtswegen: Frist für Urnenbestattung wird in Wernigerode genutzt
Während eine Erdbestattung innerhalb von zehn Tagen nach dem Tod passieren muss, muss eine Urne erst nach maximal einem Monat nach der Einäscherung in die Erde gesetzt werden. In Wernigerode werde diese Frist Wähner zufolge in der Regel genutzt, „falls sich noch bestattungswillige Personen finden lassen“.
Aber wer sind überhaupt bestattungspflichtige Personen? Das regelt das Bestattungsgesetz des Landes Sachsen-Anhalt. Demnach sind es der überlebende Ehegatte oder eingetragene Lebenspartner, die volljährigen Kinder, die Eltern, die Großeltern, die volljährigen Geschwister und Enkelkinder der verstorbenen Person. Wichtig ist zudem: Auch bei Erbausschlagung besteht die Bestattungspflicht.
Wer es später nicht darauf ankommen lassen möchte, kann sich um den eigenen Tod kümmern – mit der Bestattungsvorsorge. Der Bestatterinnung Sachsen-Anhalt zufolge werden im Vertrag Details und Wünsche zur Bestattung anhand eines Kostenvoranschlages festgehalten. In Wernigerode haben Angehörige die Möglichkeit zur Ratenzahlung. Bei der Kommunalen Beschäftigungsagentur (KoBa) können finanzschwache Personen zudem einen Zuschuss beantragt werden.