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Hörprobleme Hörprobleme: Wichtige Reize fürs Gehirn

27.01.2008, 20:46

Halle/MZ. - Karin B., Dessau: Ich habe seit Jahren Hörprobleme und brauche ein Hörgerät. Welches wäre für mich geeignet?

Antwort: Da jeder Hörverlust so individuell ist wie ein Fingerabdruck, lässt sich diese Frage nicht pauschal beantworten. Sie sollten auf jeden Fall beim HNO-Arzt oder Hörgeräte-Akustiker einen Hörtest machen lassen. Der Hörgeräte-Akustiker wählt dann zusammen mit Ihnen, abhängig von Ihren Anforderungen und der Art Ihres Hörverlustes, ein geeignetes Gerät aus. Auf Wunsch können Sie beim Akustiker auch mit unterschiedlichen Geräten einen Hörerlebnis-Test machen.

Petra S., Merseburg: Gibt es von der gesetzlichen Krankenkasse einen Zuschuss für Hörgeräte? In welchen Abständen kann man dann erneut einen Zuschuss bekommen?

Antwort: Bei medizinischer Notwendigkeit zahlen die gesetzlichen Krankenkassen für ein Hörgerät einen Festbetrag in Höhe von rund 420 Euro. Damit können in der Regel die Kosten für ein Basisgerät abdeckt werden. Alles, was preislich darüber hinausgeht, muss vom Patienten selbst getragen werden. Der Versorgungszeitraum beträgt sechs Jahre. Dann gäbe es bei medizinischer Notwendigkeit für ein neues Gerät wieder einen Zuschuss der Kasse.

Thea K., Sangerhausen: Was empfehlen Sie mir für ein Hörgerät sowohl in preislicher als auch in qualitativer Hinsicht?

Antwort: Das lässt sich allgemein nicht sagen, sondern hängt von Ihrem individuellen Hörverlust ab. Der Preis eines Hörgerätes, heute auch als Hörsystem bezeichnet, richtet sich nach seiner Funktion und dem Komfort. Generell wird in Basis-, Economy-, Komfort- und Premium-Hörsysteme unterschieden. Die Basisgeräte liegen preislich im Festbetrags-Bereich der gesetzlichen Krankenkassen. Sie decken den Grundbedarf des Hörens ab, verfügen aber über keine Störgeräusch- und Rückkopplungsunterdrückung. Economy-Geräte haben mehrere Hörprogramme zum Beispiel für Ruhe, Musik und Straßengeräusche. Preislich müssten hier etwa zwischen 95 bis 450 Euro privat zugezahlt werden. Bei Komfortgeräten läge die private Zuzahlung etwa zwischen 450 bis 1 200 Euro. Sie verfügen über Störgeräuschunterdrückung, über Richtmikrophon-Technologie und Spracherkennung mit individuell einstellbaren Hörprogrammen. Prämiumgeräte liegen im privaten Zuzahlungsbereich von etwa 1 800 bis über 2 000 Euro. Die hochsensiblen Hörgeräte sind mit situationsbedingt arbeitenden Systemen ausgestattet, die mehrere Geräusche aus verschiedenen Richtungen selektieren und die Sprache dadurch besser herausheben können.

Gerda M., Saalekreis: Ich trage seit längerem ein Hörgerät und habe jetzt festgestellt, dass ich im Radio und im Fernsehen keine Melodien mehr erkenne. Gibt es Hilfe?

Antwort: Zum Musikhören braucht man eine andere Einstellung am Hörgerät als für die Sprache. Sie sollten daher von Ihrem Hörgeräte-Akustiker prüfen lassen, ob Ihr Hörgerät für Musik optimal eingestellt ist, beziehungsweise, ob sich an Ihrem Gerät ein Musikprogramm einstellen lässt. Das ist bei Komfort-Hörgeräten der Fall.

Herbert M., Dessau: Ich höre nicht mehr alles, komme aber im Alltag zurecht. Gegenüber einem Hörgerät bin ich skeptisch. Wird das Ohr durch dauerhaftes Tragen eines solchen Gerätes nicht geschädigt?

Antwort: Im Gegenteil. Durch Tragen eines Hörgerätes wird sich Ihre Hörschwäche auf keinen Fall verschlechtern, aber Ihr Sprachverständnis wird sich deutlich verbessern. Gerade für den Erhalt der Verarbeitungsleistung des Gehirns ist es notwendig, dass das Gehirn auch akustische Reize erhält.

Renate D., Eisleben: Ich habe gehört, dass es Hörgeräte gibt, die man von außen nicht sehen kann? Sind sie für jedermann geeignet?

Antwort: Ja, neben den Hinter-dem-Ohr-Geräten gibt es sogenannte Im-Ohr- und CIC-Geräte (CIC gleich Completely in Canal), die nahezu im Gehörgang verschwinden und von außen kaum sichtbar sind. Diese Geräte sind jedoch nicht für jede Art von Hörverlust geeignet. Bei der Wahl eines Hörgerätes sollten Sie weniger darauf achten, ob man es von außen sieht, sondern welchen Nutzen Sie davon haben und mit welchem Sie am besten hören.

Manfred D., Hettstedt: Ich bin 50 Jahre alt und habe im rechten Ohr ein Loch im Trommelfell. Der HNO-Arzt rät zu einer Operation. Wie sehen Sie das? Wie lange würde eine Operation dauern und wann wäre ich wieder arbeitsfähig?

Antwort: Bei einem Loch im Trommelfell muss man immer wieder mit Entzündungen rechnen, die Narben hinterlassen. Das summiert sich. Sie sollten sich lieber früher als später operieren lassen. Im höheren Alter können eventuell Herzprobleme oder Diabetes die Narkose und die Operation komplizieren. Der Eingriff selbst dauert eine halbe Stunde, bisweilen auch bis zu eineinhalb Stunden. Nach ein paar Tagen können Sie in der Regel wieder nach Hause und nach etwa 14 Tagen sind Sie auch wieder arbeitsfähig.

Birgit T., Querfurt: Mein Mann meint, dass ich wesentlich schlechter höre als früher. Ich weiß nicht, ob er Recht hat. Wie kann ich das feststellen lassen?

Antwort: Ein Hörtest bei einem Hörgeräte-Akustiker oder einem HNO-Arzt bringt Klarheit. Der Test ist kostenlos und dauert auch nicht lange.

Nicole L., Burgenlandkreis: Meine Oma ist 92 Jahre alt und kommt mit ihren Im-Ohr-Geräten nicht zurecht. Was raten Sie?

Antwort: Eventuell sollte sich Ihre Oma Hinter-dem-Ohr-Geräte anpassen lassen. Sie sind größer und für ältere Menschen einfacher zu bedienen.

Rosel H., Bernburg: Bei mir bilden sich regelmäßig Pfropfen im Ohr. Dagegen verschriebene Tropfen brennen stark. Was kann ich tun?

Antwort: Bei Ihnen verhärtet der Ohrenschmalz, dagegen kann man tatsächlich nichts tun. Ihnen bleibt nur, regelmäßig, vielleicht alle drei Monate, zum Arzt zu gehen und die Ohren reinigen zu lassen.

Eckhard Z. Sandersdorf: Gibt es spezielle Fernsehanlagen für Schwerhörige?

Antwort: Ja, die gibt es. Diese Fernsehanlagen sind lauter als herkömmliche Anlagen und können auch direkt ans Hörgerät angeschlossen werden. Allerdings werden sie von den Krankenkassen nicht bezahlt. Erkundigen Sie sich am besten bei einem Hörakustiker.

Fragen und Antworten notierten Susanne Bernstein und Dorothea Reinert