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Hockey Hockey: Schneller Zeller rettet Auftakt

Von Susanne Rohlfing 31.07.2012, 20:37

London/MZ. - Christopher Zeller küsste seinen Schläger genau dort, wo er das Foto seiner Freundin angebracht hat. Das mache er seit 2006 nach jedem Treffer, erklärte der Kölner Hockeyspieler später. "Dann weiß sie, dass ich an sie denke, und das hat mir bis jetzt immer Glück gebracht." Kleines Glück am späten Montagabend, als er seiner Mannschaft im Auftaktmatch bei den Olympischen Spielen in London gegen Belgien das erlösende 2:1 bescherte. Großes Glück vor vier Jahren, als er im olympischen Finale von Peking den Siegtreffer gegen Spanien schoss.

Der Einstieg in das Turnier in der Riverbank Arena geriet für die deutschen Hockey-Herren so mühsam, wie sie es befürchtet hatten. Als "Mahnmal" hatte Stürmer Zeller die Belgier im Vorfeld bezeichnet, vor allem deshalb, weil sie die Deutschen 2007 bei der EM im Spiel um Platz drei besiegt und so deren direkte Olympiaqualifikation verhindert hatten. Deutschland musste damals die weite Reise nach Japan antreten, um dort das Peking-Ticket zu lösen - und wurde am Ende Olympiasieger.

"Belgien ist nicht unser Lieblingsgegner, wir waren gewarnt", sagte Abwehrspezialist Timo Wess, neben Zeller einer der fünf Rot-Weiß-Köln-Spieler im deutschen Team. "Die Belgier haben uns auch gleich zu Beginn kalt erwischt, aber wir sind nicht nervös geworden und haben ganz ruhig zu unserem Spiel gefunden." Bundestrainer Markus Weise formulierte es so: "Das war ein hartes erstes Match mit dem sehr viel besseren Start für Belgien und einem sehr viel besseren Ende für uns."

Nur drei Minuten dauerte es, bis die quirligen Belgier sich eine erste Strafecke erspielt und diese durch Jerome Dekeyser auch gleich frech verwandelt hatten. Die deutsche Mannschaft, der immerhin noch zehn der Peking-Olympiasieger angehören, wirkte auch in den folgenden Minuten noch recht unsortiert. Große Teile des Spiels fanden vor dem eigenen Tor statt. Doch dann reichte ein schöner Gegenangriff über Jan-Philipp Rabente (Mülheim) mit Abschluss durch Florian Fuchs (Hamburg) zum Ausgleich.

Und als es schon fast so schien, als würden sich die Deutschen mit einem Unentschieden zum Auftakt zufrieden geben, waren Zeller und sein Schläger zur Stelle. Zuvor war der Stürmer schon einmal spektakulär am belgischen Torhüter gescheitert, aber diesmal leitete er einen Freischlag von Oskar Deecke (Krefeld) eiskalt ins Tor des Gegners. Das ging so schnell, dass weder die Belgier, noch der Schiedsrichter genau mitbekamen, was da geschah. Der Referee nahm den im Hockey längst üblichen Videobeweis zur Hilfe - und stellte fest, dass das Tor zählte.

Gegen Ende gerieten die Deutschen noch einmal unter Druck, vor allem deshalb, weil sie gute Chancen ungenutzt ließen. Bundestrainer Markus Weise gab sich im Anschluss daher vorsichtig. "Vielleicht brauchen wir noch ein Spiel, oder sogar zwei, um wirklich rein zu kommen in das Turnier", sagte er. Die Abwehrleistung des Teams sei zwar sehr gut gewesen, aber die vergebenen Möglichkeiten hätten teuer werden können. "Und gegen Korea wird es sicher nicht angenehmer werden."

Auf die Asiaten treffen die Deutschen am Mittwoch (22.15 Uhr deutscher Zeit). Dann will Markus Weise seinen Spielern schon während der Partie anhand von Videobildern zeigen, was sie besser machen können. Die Aufnahmen kommen von Co-Trainer Stefan Kermas, der seine Videokamera über den Tribünen aufgebaut hat. Auch beim Spiel gegen Belgien stand er schon dort. Seine Bilder wurden allerdings nicht genutzt. Den Grund nannte Bundestrainer Weise nur widerwillig. "Weil ich meinen Laptop heute vergessen habe", gab er schließlich zu. Selbst der Erfolgscoach, schon mit den Damen (2004) und den Herren (2008) Olympiasieger, war also noch nicht ganz bei der Sache zum Auftakt der Mission Titelverteidigung.