Hochsprung Hochsprung: «Friedrich die Große» floppt an WM-Gold vorbei
Berlin/dpa. - Die 25-jährige Frankfurterin konnte amDonnerstagabend bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Berlinvor rund 60 000 Zuschauern nur 2,02 Meter überwinden. «Es war sogeil», brüllte «Friedrich die Große» trotz des verfehlten Titel-Zielsmunter in das Mikrofon des Stadionsprechers. Erfolgreich verteidigteihre große Rivalin Blanka Vlasic mit 2,04 Meter ihren Titel,scheiterte aber danach an dem Versuch, den 22 Jahre alten Weltrekordvon Stefka Kostadinova (2,09 Meter) zu verbessern. Vizeweltmeisterinwurde Anna Tschitscherowa (Russland/2,02 Meter).
An der Spree hatte der Hype um die Höhenjägerin begonnen, als sieam 14. Juni beim ISTAF in Berlin mit 2,06 Metern den 18 Jahre altendeutschen Rekord von Heike Henkel übertrumpfte - und nebenbei BlankaVlasic besiegte. «Ich bin in der Form meines Lebens und habe keineAngst», sagte sie vor dem WM-Gipfeltreffen mit der Kroatin. In derQualifikation demonstrierte die Hallen-Europameisterin dieseFurchtlosigkeit: Ein Sprung über 1,95 Meter reichte für das Finale.
«Je mehr Höhen man springt, desto mehr Fehler kann man machen»,lautet ihre Sprung-Philosophie. Im Kampf um die Medaille ging sieaber kein Risiko ein und startete schon bei 1,92 Meter; Vlasic stiegbei 1,87 Meter ein. Kritisch wurde es bei 2,02 Meter, die Friedricherst im dritten Versuch meisterte. Als sie dann zweimal 2,04 Meterriss und Vlasic diese Höhe überwand, spielte die 1,79 Meter große undnur 57 Kilogramm leichte Athletin Alles oder Nichts, ließ die Latteauf die deutsche Rekordmarke von 2,06 Meter legen - und scheiterte umHaaresbreite.
«Wir treiben uns gegenseitig zu besseren Leistungen an», sagteFriedrich über ihre Dauerrivalin. Die Rivalität der Überfliegerinlässt nicht viel Luft für eine emotionale Bindung. «Wir geben uns dieHand, manchmal sogar einen Kuss, reden ein bisschen», sagte Vlasicüber ihr kühles Verhältnis zu der Deutschen, «zu einer tieferenFreundschaft reicht es nicht». Getrübt wurde die Beziehung auch durchdie Niederlage beim Golden-League-Finale 2008 in Brüssel, die dieKroatin eine halbe Million Dollar aus dem Jackpot gekostet hat.
Die Kommissar-Anwärterin der hessischen Landespolizei hatte allesdafür getan, um im Olympiastadion erneut ein Glanzlicht für diedeutsche Leichtathletik zu setzen. Ins Teamhotel brachte sie eineeigene Matratze mit, um keine Rückenprobleme zu bekommen, schottetesich am Tag vor dem Goldkampf im deutschen Trainingscamp Kienbaum abund wechselte im Stadion ihre Sportsachen in der Kommandozentrale derPolizei. «Mein Manager Günter Eisinger hat alles abgeblockt, was michnerven könnte», sagte Ariane Friedrich, der wegen ihrer Schroffheitund Schnoddrigkeit der Ruf als «arrogante Ziege» anhaftet. Mit ihremWM-Auftritt konnte sie aber viele Sympathiepunkte sammeln.