Hintergrund Hintergrund: Salafismus - Scharia vor Grundgesetz
Berlin/dapd. - Ihre Anhänger orientierten sich an der Zeit des Propheten Mohammed und lehnten alle Neuerungen der muslimischen Religionsgeschichte ab. Sie wollten sich auf den Kern der Religion zurück besinnen. Der Koran und die Überlieferungen aus dem Leben Mohammeds, die Sunnah, sind für sie die Richtschnur für alle Lebensbereiche.
Heute gilt der Salafismus wegen seiner wortwörtlichen Interpretation des Koran als besonders fundamentalistische und radikale Strömung des Islam. Anhänger anderer Religionen, Atheisten oder Muslime, die den Koran und den Islam anders als die Salafisten interpretieren, landen der Ideologie zufolge für alle Zeiten in der Hölle.
Ziel der Salafisten ist es, die Gemeinschaft aller Muslime, die Umma, nach ihren Vorstellungen zu vereinen. Sie streben einen islamistischen Gottesstaat an, in dem es keine „vom Menschen erfundenen“ Gesetze gibt, sondern in dem die Scharia, also die in Koran und Sunnah dargelegten Regeln, gelten. Die Salafisten lehnen die westliche Lebensweise ab, propagieren die schlichte Geschlechtertrennung und betrachten Homosexualität als schwere Sünde.
In Deutschland gilt der Salafismus als die am schnellsten wachsende und wegen ihrer Radikalität besonders gefährliche Strömung des Islamismus. Ihre bekanntesten Vertreter sind der deutsche Konvertit Pierre Vogel, der aus Marokko stammende Berliner Abdul Adhim Kamouss und der Leipziger Imam Hassan Dabbagh. Als besonders radikal und Gewalt legitimierend gelten die Prediger Ibrahim Abou-Nagie, Abu Dujana und Abu Abdullah, die mit ihrem Verein „Die wahre Religion“ im Raum Köln/Bonn aktiv sind.
Sicherheitsexperten unterscheiden verschiedene salafistische Ausprägungen: Den puristischen Salafismus, dessen Regeln sich auf private Lebensbereiche beschränken. Den politischen Salafismus, der alle gesellschaftlichen Bereiche regeln will, und den dschihadistischen Salafismus. Letzterer legitimiert auch den bewaffneten Kampf im Namen Allahs. Die meisten Dschihadisten befürworten den „Heiligen Krieg“ allerdings „nur“, wenn Muslime ihrer Ansicht nach angegriffen werden, also zum Beispiel in Afghanistan oder Palästina. In seiner extremsten Auslegung lassen sich mit der salafistischen Ideologie auch Terroranschläge auf westliche Länder rechtfertigen.