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Hintergrund Hintergrund: Folgen für den Standort Europa

18.10.2011, 17:25

LUXEMBURG/MZ/DR. - Ist die Stammzellen-Forschung nun verboten?

Die Forschung wurde nicht verboten. In dem Prozess ging es um die Frage, ob auf Verfahren, bei denen embryonale Stammzellen genutzt werden, ein Patent angemeldet werden kann. Dazu musste zwingend festgelegt werden, ab wann menschliches Leben beginnt. Die Antwort der Richter: Sobald eine menschliche Eizelle befruchtet wurde, wird der Prozess der Entwicklung eines Menschen in Gang gesetzt. Ab da liegt schützenswertes Leben vor.

Und warum soll kein Patent auf medizinische Forschung möglich sein?

Das Gericht schließt einen Patentschutz auch dann aus, wenn er wissenschaftlich begründet wird, weil dieser die industrielle und kommerzielle Verwendung einschließt.

Welche Konsequenzen hat das Urteil?

Der Mediziner Oliver Brüstle selbst spricht von einem schlechten Signal für die Wissenschaft in Europa. Da der Weg zu gewinnbringenden Patenten verschlossen ist, müsse damit gerechnet werden, dass viele Biotech-Unternehmen sich außerhalb der EU ansiedeln.

Steht Europa mit seiner strengen Gesetzgebung isoliert da?

Die EU-Staaten gehören in dieser Frage zu den besonders restriktiven Regionen. Liberal sind die Ostasiaten und auch die USA, wo die Stammzellen-Forschung sogar mit Fördermitteln rechnen kann.

Ist in Europa die Stammzellenforschung nun am Ende?

Die Grundlagenforschung an Universitäten ist weiter erlaubt. Auch klinischen Tests stehen einige Mitgliedstaaten offen gegenüber. Erst im September genehmigte die britische Gesundheitsbehörde Versuche an Patienten. Doch die anschließende Behandlung erfolgte in den USA.