Hintergrund Hintergrund: Der Schottenrock - Quelle vieler Missverständnisse

London/dpa. - Der Schottenrock ist neben Dudelsack, Whisky und Nessie das wichtigste Nationalsymbol der gut fünf Millionen Schotten. Ursprünglich bestand er nur aus einer langen Stoffbahn, die man auf dem Boden ausbreitete und in Falten warf. Dann legte man sich darauf und befestigte die beiden übereinander geschlagenen Enden an seinem Gürtel.
Viele Legenden ranken sich um den Kilt. So soll er sich aus den Fellumhängen steinzeitlicher Höhlenmenschen entwickelt haben, heißt es. Die nüchterne Wahrheit ist: Der Schottenrock ist nicht mal 500 Jahre alt. Braveheart, der mittelalterliche Nationalheld der Schotten, hat ihn nie gekannt, auch wenn Mel Gibson in dem gleichnamigen Hollywood-Film durchgängig mit martialisch entblößten Schenkeln kämpft.
Was noch schlimmer ist für die Schotten: Wahrscheinlich ist ihre Nationaltracht eine englische Erfindung. Richtig populär wurde sie auf jeden Fall erst, als der Dichter Sir Walter Scott («Ivanhoe») um 1800 den britischen König George für den knielangen Faltenrock aus festem Wollstoff erwärmte. Prinz Albert, der deutsche Gemahl von Königin Victoria, war so kilt-begeistert, dass er ein ganzes Schloss im Karomuster tapezieren ließ. Auch Kaiser Wilhelm II. zeigte sich gern im Schottenrock, was auf der Insel zu großer Erheiterung führte.
Heute ist Prinz Charles unbeirrbarer Kiltträger, sein Sohn William traut sich dagegen noch nicht recht, wie er kürzlich bemerkte. Charles' Bruder Andrew brüstete sich einmal damit, er trage unter seinem Schottenrock keine Unterwäsche. Das allerdings wäre auch so, als würde man unter einem Dirndl noch eine Jeans anziehen.