1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Hintergrund: Hintergrund: Daniela Schneider pfeift Frauen-Pokalfinale

Hintergrund Hintergrund: Daniela Schneider pfeift Frauen-Pokalfinale

Von Michael Heinrich 18.04.2008, 15:38

Limbach-Oberfrohna/dpa. - Großes Spiel für Daniela Schneider: Die31-Jährige aus Pleißa bei Chemnitz wird am Samstag erstmals das DFB-Pokalfinale der Frauen zwischen dem 1. FFC Frankfurt und dem 1. FCSaarbrücken leiten. «Für mich ist das das Highlight der Saison»,blickte die Sportlehrerin voraus, die sich seit Tagen vorMedienanfragen kaum retten kann. Als vierte Unparteiische und alsAssistentin war sie bereits dabei, aber noch nie als Verantwortlichedes Schiedsrichtergespanns - das gelang vor ihr nur zwei ostdeutschenFrauen. «Ich bin schon etwas aufgeregt, aber ich bereite mich nichtanders vor als auf jedes andere Spiel auch», erklärte sie.

Vergangenes Wochenende pfiff Daniela Schneider als letzten Testdie Begegnung der 1. Frauen-Bundesliga zwischen dem TSV Crailsheimund dem FC Bayern München und hatte dabei erstmals Gelegenheit, miteiner ihrer Assistentinnen von Berlin zusammenzuarbeiten, mit derzweiten wird es im Olympiastadion die Premiere geben. «Wir sind sonstalle Schiedsrichter und haben deshalb noch nie gemeinsam ein Spielgeleitet», erklärte Schneider, die mit 17 Jahren die Referee-Laufbahneinschlug. Bis zwölf spielte sie selbst Fußball, dann aber bevorzugtesie das Hallenparkett und den kleineren Handball.

Im Männerbereich pfeift Daniela Schneider bis hoch zur Landesligaund kann dabei keinen Unterschied zum Frauen-Fußball feststellen.«Die Frauen haben im physischen Bereich und was die Zweikampfführungangeht, deutlich zugelegt. In Sachen Fairness nehmen sich beideGruppen nichts, auch die Frauen kennen alle Tricks», sagte Schneider.Immerhin gibt es im Pokalfinale der Frauen keine Verlängerung, durchden engen Zeitplan - das Endspiel der Männer zwischen Bayern Münchenund Borussia Dortmund folgt gleich im Anschluss - käme es beiGleichstand sofort zum Elfmeterschießen.

Bis dahin hofft Daniela Schneider auf eine saubere Partie. «DieSpieler sind in erste Linie selbst gefordert, fair zu spielen»,bemerkte sie: «Als Schiedsrichter hat man nur eine Bruchsekunde Zeit,die Szene richtig zu bewerten. Gut zum Geschehen zu stehen, ist dabeidas A und O.» Folglich bolzt die Mutter eines anderthalbjährigenSohnes regelmäßig Kondition: «Zum Glück hält mir meine Familie denRücken frei, der Beruf ist sehr zeitintensiv, da man nicht nah anseiner Heimat pfeifen darf.» Doch missen möchte sie ihn nicht. «Sichauf die unterschiedlichen Charaktere auf dem Platz einzustellen, isteine Herausforderung, die mir Spaß macht.»

Daran ändern auch gelegentliche Anfeindungen auf dem Platz nichts.«Ich weiß es einzuordnen und gehe selbstkritisch mit meiner Leistungum. Während und unmittelbar nach dem Spiel hat man die Vereinsbrilleauf, mit etwas Abstand kann man mit allen vernünftig reden», sagteSchneider und spricht sich klar gegen Videobeweis und andereHilfsmittel aus: «Fußball ist letztlich Volkssport. Er lebt von denDiskussionen, die man darüber am Stammtisch führen kann. Mit demVideobeweis würde uns da, glaube ich, etwas fehlen.» Platz fürDiskussionen über ihre Leistung möchte sie am Samstag jedoch so wenigwie möglich lassen.