Hintergrund Hintergrund: Abschiedsbrief der DFB-Elf an Robert Enke
Hannover/dpa. - Acht Tage nach dem tragischen Selbstmord RobertEnkes haben sich die Spieler der deutschen Fußball-Nationalmannschaftam Mittwoch mit einem Brief von ihrem gestorbenen Teamkollegenverabschiedet. Die Deutsche Presse-Agentur dpa dokumentiert den vomgesamten Team unterschriebenen Brief:
«Lieber Robert, es ist nicht leicht, heute Abend die Fußballschuheanzuziehen, raus zu gehen auf den Rasen, 90 Minuten das zu tun, wasDu so sehr geliebt hast. Dein Tod ist für uns immer nochallgegenwärtig. Er hat uns alle sprachlos gemacht, fassungslos,hilflos. Wir waren wie gelähmt, als wir die unerträgliche Nachrichtbekommen haben. Wir waren nicht in der Lage, unsere Trauer in Wortezu fassen. Wir waren nicht in der Lage, ein paar Tage später Fußballzu spielen. Wir konnten nicht einfach so zur Tagesordnung übergehen.Wir alle brauchten diesen Moment der Ruhe, um zu realisieren, waspassiert ist. Richtig verstehen werden wir es vielleicht nie.
Wir haben lange zusammengesessen und an Dich gedacht. Wir habenzusammen geschwiegen, zusammen geweint und zusammen nach Antwortengesucht, aber eigentlich immer nur neue Fragen gefunden. QuälendeFragen nach dem Warum. Warum konnten wir Dir nicht helfen? Warumkonntest und wolltest Du uns nicht von Deinen Problemen erzählen?Warum ist es in unserem Leistungssport, in unsererLeistungsgesellschaft nicht möglich, Angst und Krankheitauszusprechen?
Es ist für uns alle ein schmerzhafter Gedanke, dass Du Dich einsamund allein gefühlt haben musst, auch wenn Du mit uns zusammen warst.Dass Du so oft das Gefühl gehabt haben musst, viel mehr verlieren zukönnen als nur ein Fußballspiel. Dass für Dich so viel mehr auf demSpiel stand als für jeden anderen von uns. Dein Tod ist so trostlos.Aber wir werden alles dafür tun, in Deinem Sinn weiterzumachen, gutenFußball zu spielen, erfolgreich zu sein. Und uns dafür einzusetzen,dass Vorurteile und Stigmatisierungen im Fußball keinen Platz haben.
Du wirst uns fehlen. Auf dem Weg ins Stadion, in der Kabine, imStrafraum. Du wirst uns fehlen, weil Du ein außergewöhnlicherTorhüter warst. Aber noch vielmehr, weil Du ein bemerkenswerterMensch warst. Wir spielen heute für Deutschland, wir spielen für dieFans. Aber wir spielen vor allem für Dich. Für einen guten Freund,durch dessen Tod wir alle noch ein Stückchen näher zusammengerücktsind.
Wir sind ein Team. Und Du wirst immer ein Teil dieses Teams bleiben.