Helmut Kohl - Kanzler der Einheit
Hamburg/dpa. - Im vergangenen Herbst zeigte das ZDF den dokumentarischen Spielfilm «Der Mann aus der Pfalz». Jetzt, wenige Tage vor Helmut Kohls 80. Geburtstag am 3. April, legt der Sender mit einem Porträt über den Altkanzler aus der Redaktion Zeitgeschichte nach.
«Helmut Kohl - Kanzler der Einheit» heißt der Film von Autor Stefan Brauburger an diesem Dienstag (20.15 Uhr). Bereits am vergangenen Montag brachte die ARD ihren Film «Der Kämpfer - Helmut Kohl im Rückblick».
Zu den zentralen Bestandteilen gehört laut Brauburger ein rund vierstündiges Interview mit Kohl, dass der Autor 1999 im Zuge der Dreharbeiten des Doku-Dramas «Deutschlandspiel» geführt hatte. «Wir gehen im Film der Frage nach, inwieweit Kohl nicht nur zur deutschen als auch zur europäischen Vereinigung beigetragen hat», sagt Brauburger. Auch die Parteispendenaffäre, damals gerade aktuell, spielte in Brauburgers Gesprächen mit dem Altkanzler schon eine Rolle.
Der Film versucht laut ZDF, die Rolle Helmut Kohls auszuloten und den Blick auch auf frühe politische Bekenntnisse und Weichenstellungen zu richten: Konsequente Bündnistreue in transatlantischer Partnerschaft, eine offensive Europapolitik, die Fortführung der sozialliberalen Deutschlandpolitik und zugleich das «Offenhalten» der deutschen Frage. Kamen ihm seine mitunter heftig umstrittenen Standortbestimmungen der Jahre vor der Epochenwende nach dem Mauerfall zugute?
Der Film zeigt nach Senderangaben anhand neuester Forschung, wie groß die Vorbehalte bei den europäischen Partnern waren und wie akut die Gefahr eines Sturzes von Michail Gorbatschow schon 1990. Der Kremlchef war durch den drohenden Zerfall der Sowjetunion völlig beansprucht, abgelenkt und abhängig von finanzieller Hilfe. Wie ging Helmut Kohl mit den Widerständen in Europa und mit der Krise in Moskau um, als sich für ihn die Chance bot, den «Mantel der Geschichte» zu ergreifen?
Doch noch heute scheiden sich die Geister an der Rolle Kohls an der Einheit. War er ein Visionär, der die Wiedervereinigung stets vor Augen hatte und seine Politik darauf ausrichtete, oder ist ihm das Einheitslos eher zugefallen? Nach der Wiedervereinigung tauchten neue Probleme auf. Kohl gestand Irrtümer ein. Die nötigen Reformen der Bundesrepublik kamen nicht oder nur schleppend voran. Den Tiefpunkt seiner Karriere erlebte er mit der Parteispendenaffäre nach dem Ende seiner 16-jährigen Amtszeit.
Als prominente Zeitzeugen befragte das ZDF unter anderem Gorbatschow, Angela Merkel, Klaus von Dohnanyi, Hans-Dietrich Genscher, Lech Walesa und auch George Bush senior.