Heinz Kahlau Heinz Kahlau: Dichter wird 70 Jahre
Berlin/dpa. - Zu einem besonderen Erfolg wurde der Anfang der 70er Jahre beim Berliner Aufbau-Verlag erschienene Band «Du» mit allein 140 000 verkauften Exemplaren bis zur Wende. Die schlichten Verse darin fanden auch nach der Wiedervereinigung in einem Aufbau-Taschenbuch weiterhin Leser. Für Kahlau ein Grund zur Freude. «Mütter schenken den Band oft schon wieder ihren Töchtern», sagt er.
Uneitel nennt sich Kahlau selbst einen «Versemacher». Nach einer Herzoperation sei er heute zwar ein «batteriebetriebener Großvater», aber Liebesgedichte schreibe er immer noch. In Drewitz bei Potsdam geboren, ist Kahlau Autodidakt. Nach dem Lesen von Ringelnatz-Gedichten und der Bibel versuchte sich der junge Arbeiter selbst am Schreiben. Außer Gedichten verfasste er eine Reihe von Kinderbüchern, dazu Stücke und Filmszenarien. Seine Texte fanden sich seit Anfang der 80er Jahre wiederholt in westdeutschen Schulbüchern, selbst in christlichen Erbauungsbüchern. Trotzdem blieb er ein Autor des Ostens.
Die Idee vom menschenfreundlichen Sozialismus teilte Kahlau mit vielen seiner Zeitgenossen, obwohl er es hätte besser wissen sollen. Mit politisch zugespitzten Gedichten eckte er zu DDR- Zeiten häufig bei seinen SED-Genossen an. Kirchen luden ihn zu Lesungen vor der oppositionellen Jugend ein. Gleichzeitig schmetterten die Arbeiter-Kampfgruppen seit dem Mauerbau 1961 mit Inbrunst das nach Kahlaus Text entstandene Lied «Da schlossen wir die Grenzen und keiner hat's gewusst. Klappe zu, Affe tot und endlich lacht das Morgenrot.»
Empört reagierte die Kritik, als sich Kahlau 1990 als einer der ersten ostdeutschen Autoren öffentlich zu seinen Stasi- Kontakten bekannte. Seiner Darstellung, er sei «massiv erpresst» worden, mochte damals kaum einer folgen. Nach dem Lesen seiner «Täterakte» lasse sich das endlich genau beweisen, sagte Kahlau jetzt der dpa. «Statt sieben Jahre Bautzen habe ich sieben Jahre der Stasi gedient. Ich wusste, Bautzen überstehe ich nicht.» 1964 sei es ihm gelungen auszusteigen.