Hausmannskost für Fans der 60er-Musik
Rotta/Friedrichsee/MZ. - Singend, Mundharmonika spielend, am liebsten aber die Schlaggitarre fordernd, so sahen ihn gut 200 Besucher des abendlichen Konzerts in der Gruppe "The Butlers" am Friedrichsee im romantischen Außengelände des Kiez. Er scheint so etwas wie der Pressesprecher einer Band zu sein, die - zwar in unterschiedlicher Besetzung - in den sechziger Jahren elektronisch verstärkte "Beatmusik westlicher Herkunft" zu Gehör brachte. Das kam zunächst prima an. Die FDJ-Kreisleitung Leipzig wertete bei einem Leistungsvergleich ein glattes "sehr gut". Doch als die Gruppe immer mehr Fans anzog, war bei den DDR-Funktionären Schluss mit lustig, weil "moralische und ethische Prinzipien verletzt werden".
Senior, Mitbegründer der Klaus Renft Combo 1957, der inzwischen 62-jährige Schlagzeuger Hans-Dieter Schmidt, war von Beginn an dabei: "Wie waren zunächst einfach nur eine Schülerband." Nach Verboten, Orientierung zu anderen Gruppen, formierte "Schmidtie" eine neue Band mit alter Zielstellung: "Alt bekannte Musik zum Tanzen". Neben dem routinierten Zikeli begleiten ihn nun Falk Johne (Melodiegitarre / Gesang), Rüdiger Ruhland (Bassgitarre / Gesang) und Gerolf Wodke, der gebürtige Norddeutsche überzeugt am Piano genauso wie gesanglich. Und so machen die Fünf wie angekündigt Musik zum Tanzen und Mitsingen.
Sie tun dies durchweg in Frack und Fliege auf dem blütenweißen Hemd, weil "das Äußerliche wichtig ist" (Schmidt). Und sie powern, dass man nur den Hut ziehen kann. Vier Blöcke, immer jeweils gut 45 Minuten. "Da ist man schon ganz schön ausgepumpt. Das ist wirklich physisch harte Arbeit", sagt Zikeli. Das Repertoire wird von Klängen der 60er Jahre bestimmt. Die Zuschauer wissen das zu würdigen. Original eben und "ohne große Ausflüge" erklärt Schmidt damit gleich den hohen Beliebtheitsgrad der "Butlers". Das kommt eben an. Am Friedrichsee wie in großen Hallen Deutschlands. Denn: "Wir spielen ohne doppelten Boden, bei uns ist alles hausgemacht."
Die Fans wissen das zu schätzen, tanzen, singen mit. Rolling Stones, Beatles, Kings, am Kiez ging die Post ab. Die nicht Fußball infizierten Zuhörer hatten ihr Kommen in keiner Phase bereut. Kleiner Wermutstropfen: Waren früher DDR-Kulturfunktionäre den "Leib-und-Seele-Musikern" wenig gut gesonnen, spielte diesmal der Wettergott nicht so richtig mit.
Trotzdem: Kiez-Chef Werner Bauske hatte die Band bereits zum dritten Mal organisiert, ein viertes soll folgen: "Der Friedrichsee, dieses herrliche Umfeld hier, da muss man doch einfach etwas organisieren", resümierte Bauske, "sonst glucken die Leute nur noch vor dem Fernseher".
Außer "The Butlers" machten noch drei andere eine gute Figur. Im wahrsten Sinne des Wortes tat dies die kommunizierfreudige Heideprinzessin Antje Strohbach. Der in der Region heimische Musikpädagogik-Student Heiko Wildgrube überzeugte in seinem Programmteil und Rositas Feuerschau brachte neben heißen Klängen auch was fürs Auge und noch ein bisschen Wärme bis in die Zuschauerreihen