"Hässliches Entlein" "Hässliches Entlein": Blinken mit der Hand
Köln/MZ. - Der 2CV ist weltweit ein Begriff - wenn auch weniger als sachliches Kürzel, sondern als Studentenauto mit dem Spitznamen "hässliches Entlein".
1935 forderte Citroën von seinen Konstrukteuren, ein "einfaches und vor allem preiswertes Auto für die Bevölkerung auf dem Land" zu entwickeln. Zwei Bauern und ein Zentner Kartoffeln sollten darin Platz haben, es sollte 60 Kilometer in der Stunde schnell sein, drei Liter verbrauchen und von jedem Anfänger zu fahren sein. Gefordert wurde ein Wagen, mit dem die Bauern zum Melken auf das Feld fahren und die Milch nach Hause bringen können. 1937 stand der erste Prototyp, überwiegend aus Leichtmetall hergestellt. Mangels Blinker gab man Handsignale, weshalb die untere Hälfte der Seitenscheiben hochklappbar waren. Ausgestattet war der Urtyp, der keinen Anlasser hatte und mit der Kurbelwelle gestartet werden musste, mit 9 PS.
Das Vorhaben in die Tat umzusetzen, verhinderte der 2. Weltkrieg. Erst 1948 wurde auf dem Pariser Salon der 2CV vorgestellt. Zum Teil mit ironischen Kommentaren. So verglich man das Auto mit einer Konservendose und fragte, ob denn Citroën den Öffner mitliefere. Doch der Wunsch, ein Auto zu besitzen, war schon damals groß und dementsprechend lang die Warteliste - bis zu sechs Jahren betrug diese 1950. Ein "einfacher" Kunde hatte gegenüber einem Arzt das Nachsehen. Weil der ja schnell zum Patienten müsse, hieß es.
Am 27. Juli 1990 lief das letzte hässliche Entlein vom Band. Den Namen verpassten ihm übrigens die Holländer, ohne dass noch jemand sagen kann, warum. Der sagenhafte Preis: 9 990 Mark. Für Studenten zu jener Zeit schon fast eine Pflichtaufgabe, mit diesem Gefährt auf sich aufmerksam zu machen. Leute mit mehr Geld in der Tasche konnten sogar auf eine Allradversion zurückgreifen. Von den einst rund drei Millionen gebauten Exemplaren sind heutzutage nur noch wenige Reste anzutreffen, die inzwischen zum Oldtimer heranreiften. Heute belegt das hässliche Entlein den Status eines Kultautos.
Dabei war der 2CV optisch gesehen sicherlich kein Hingucker, was so nicht mal gewollt war. Auch technisch ging es eher beschaulich zu: Zweizylinder-Boxermotor mit 375 Kubik Hubraum, fünf Liter Spritverbrauch auf 100 Kilometer und Tempo 100 erreichte der 2CV nach viel Anlauf. Aber damit konnten sich die meisten Käufer anfreunden. Der 2CV hatte zudem den Vorteil, dass man bei Reparaturen vieles selbst erledigen konnte.
Als nun die Studie des C3 auf dem Pariser Autosalon vor einem Jahr präsentiert wurde, mutmaßte eine große deutsche Autozeitschrift sofort, dass das der Nachfolger des hässlichen Entleins sei. Doch Citroën Deutschland dementierte: Nur ein Gerücht. Der C3 gelte definitiv nicht als Nachfolger. Man halte nichts davon, "alte Kamellen" aufzupolieren. Unverkennbar dabei der Seitenhieb auf den New Beetle, der sich in den USA besser verkaufen lasse als in Deutschland.
Dennoch wollen die Franzosen mit dem C3, der von einer 1,6-Liter-Maschine mit 90 PS angetrieben wird, einen Ausblick ins 21. Jahrhundert geben. Man wolle als "Architekten des Automobilbaus" wirken, so Generaldirektor Claude Satinet. Er illustrierte die Ansätze, die übermorgen verwirklicht werden. Bisher zeigt aber lediglich ein schwenkbarer Multimedia-Bildschirm, dass das Wesentliche von morgen etwas raffinierter ist als das von heute.