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Hansa Rostock Hansa Rostock: Sportlich Spitze, aber wirtschaftlich im Keller

Von Karsten Lehmann 17.11.2006, 15:07
Logo FC Hansa Rostock (Logo: dpa)
Logo FC Hansa Rostock (Logo: dpa) dpa

Rostock/dpa. - Nach dem 12. Spieltag belegen die Rostocker ungeschlagen denzweiten Tabellenplatz und fiebern dem Spitzenspiel am Montag (20.15Uhr/DSF und Arena) beim Tabellenführer Karlsruher SC entgegen.Wirtschaftlich stehen die Hanseaten dagegen mit leeren Taschen da.Das Geschäftsjahr 2005/2006 schlossen die Norddeutschen mit einemDefizit von rund 1,4 Millionen Euro ab.

Der neue Vorstandsvorsitzende Dirk Grabow, der seit dem 1. Julinach dem Rücktritt von Manfred Wimmer die Geschicke des Vereinsleitet, gab deshalb auf der Mitgliederversammlung ein klares Zielaus: «Wir müssen die Ertragskraft des Vereins steigern.» Und das istauch bitter nötig: Bereits im Geschäftsjahr 2004/2005 hatte derTraditionsverein einen Verlust von rund 400 000 Euro verbucht. Fürdie laufende Spielzeit hat Hansa ebenfalls ein Defizit von 1,2Millionen eingeplant. Der angestrebte Bundesliga-Aufstieg würde dieangespannte wirtschaftliche Situation entlasten. «Der Aufstieg istaber kein Allheilmittel. Denn den Mehreinnahmen würden auch höhereAusgaben gegenüber stehen», sagte Manager Stefan Studer.

Zum Abschluss des abgelaufenen Geschäftsjahres am 30. Juniüberstiegen die Schulden in der Bilanz das Vermögen um rund 400 000Euro. Das Eigenkapital war somit aufgebraucht. «Wir hatten einebilanzielle Überschuldung», stellte Grabow fest. Ein Insolvenzantragwäre somit möglich gewesen. Doch die Vereinsführung fand einenAusweg: Der Club nahm, wie auch viele andere Bundesliga-Vereine, dieMarktwerte der Profis in die Bilanz auf und konnte somit doch nochein Vereinsvermögen von über 2,6 Millionen Euro ausweisen.

«Die Zeit des Rotstiftes wird bei Hansa noch einige Zeitanhalten», sagte Grabow. Dem Sparkurs fiel bereits dasWintertrainingslager in Dubai zum Opfer und auch ein neuer Stürmerwird in der Winterpause wohl nicht verpflichtet. «Wir werden inZukunft Entscheidungen treffen, die unter anderen wirtschaftlichenVoraussetzungen so nicht gefallen wären», meinte Grabow.

Das sportliche Saisonziel bleibt für den 35-Jährigen der Sprung indie Bundesliga, auch wenn er das Wort Aufstieg noch nicht in den Mundnehmen will. «In unserer wirtschaftlichen Situation wird es keinSelbstläufer. Mit dem, was wir bisher erreicht haben, können wirzufrieden sein, ohne in Selbstzufriedenheit zu verfallen», betonteGrabow. Für den Aufsichtsratsvorsitzenden Horts Klinkmann hat Hansaderweil den richtigen Weg eingeschlagen. «Die Kogge hat volle Fahrtaufgenommen und ist klar auf Kurs», sagte der Mediziner, der dasvergangenen Jahr als «sehr kritisch» bezeichnete.

Am Montag wollen die Rostocker dann in Karlsruhe eine weitereEtappe auf dem Weg zurück in die Eliteklasse meistern. «Wir werdenden Weg nach vorne suchen», versprach Trainer Frank Pagelsdorf amFreitag. Im Wildparkstadion treffen der beste Sturm und die besteAbwehr der 2. Liga aufeinander. Die Badener erzielten bislang 30Tore, Rostock ließ dagegen erst sechs Gegentreffer zu. BeideMannschaften sind ungeschlagen und führen die Tabelle punktgleich an.«Ich muss den Spielern die Tabelle nicht erklären. Es ist einabsolutes Topspiel», meinte Pagelsdorf.

Bei bisher sechs Gastspielen in Karlsruhe konnten die Rostockernur ein Mal den Platz als Sieger verlassen. Am 30. September 1995gewannen die Norddeutschen in der Bundesliga mit 2:0. Die RostockerTore erzielten damals Steffen Baumgart und Stefan Beinlich, der elfJahre später am Montag als Kapitän erneut im Hansa-Dress auflaufenwird.