Hansa Rostock Hansa Rostock: Schießbude der Liga

Rostock/dpa. - Schießbude der Liga, schlechteste Heimbilanz inder Bundesligageschichte: Der einzige ostdeutsche Fußball-ErstligistFC Hansa Rostock steckt einmal mehr in einer tiefen Krise. Mitmageren fünf Punkten dümpelt der Überraschungsneunte der vergangenenSpielzeit am Tabellenende, zwischen Anspruch und Wirklichkeit klafftbei den Hanseaten ein riesiges Loch. «Da gibt es nichts schön zureden. Wenn wir nicht bald den Hebel umlegen, können wir in derBundesliga nicht bestehen», fand Hansas Vorstandschef Manfred Wimmerdeutliche Worte für die teilweise «grottenschlechten Leistungen».
Besonders die Diskrepanz zwischen Heim- und Auswärtsspielen lässtauch den Fans zur Zeit die Haare zu Berge stehen. Fuhr die Hanse-Kogge auf fremdem Terrain alle bisherigen fünf Zähler ein, lud dasTeam von Trainer Juri Schlünz im heimischen Ostseestadion die Gegnerregelrecht zum Punkte holen ein. Vier Niederlagen aus vier Partienund 4:12 Tore sind die ernüchternde Bilanz. «Ich halte das für einpsychologisches Problem. Die Spieler haben Angst. Jeder fürchtetseine Fehler», meinte Hansa-Fan Werner Mehlitz.
Auch Vorstands-Boss Wimmer weiß, «dass Fußball nicht nur mit denBeinen, sondern vor allem auch mit dem Kopf entschieden wird». Voneinem Mentaltrainer, auf den Spitzensportler immer häufiger zurückgreifen, ist der 49-Jährige allerdings nur teilweise überzeugt: «Ichhalte nichts davon, einen Psychologen flächendeckend in einerMannschaftssportart einzusetzen. Aber im Einzelfall sollte man sichschon Gedanken machen, ob er nicht von Vorteil sein kann.»
Unterdessen ist man bei der Fehlersuche kaum vorwärts gekommen.«Vor allem für unsere Heimschwäche habe ich keine plausibleErklärung. Wenn wir alle Probleme kennen würden, hätten wir sie schonlängst abgestellt», meinte Wimmer. Augenscheinlich ist aber, dass vorallem Leistungsträger wie Kapitän Mathias Schober, Marcus Lantz, RenéRydlewicz und Razundara Tjikuzu ihrer Form hinterherlaufen. Tjikuzu,der wegen Verpassens einer Trainingseinheit abgemahnt und mit einerGeldstrafe von rund 10 000 Euro belegt wurde, sorgte einmal mehrdurch Eskapaden als durch Leistung für Schlagzeilen.
Doch Chefcoach Schlünz hat kaum Handlungsspielraum. «Keiner trautsich mehr was zu. Aber ich kann ja nicht vier Leistungsträger auf dieTribüne schicken», sagte der 43-Jährige und forderte, «die vielenFormschwankungen endlich in den Griff zu bekommen». Dennoch ist manin Rostock aber von einem baldigen Ende der Krise überzeugt. «DasPotenzial in der Mannschaft reicht aus», sagte Wimmer.
Trotz Fußball-Magerkost und vielen Tränen: Die Hansa-Fans stehentreu zu ihrer Mannschaft. «Ich habe keine Angst um Hansa. Wirschaffen das», ist sich die 71-jährige Ingeburg Engel sicher. Aufihre Anhänger bauen auch die Profis. «Wir müssen zusammen halten. Nurgemeinsam kommen wir da unten wieder raus», meinte Abwehrspieler KimMadsen, der für die Partie am 16. Oktober beim VfL Bochum mutigprophezeite: «Wir wollen mindestens einen Punkt holen. Besser wärennatürlich drei.»