Hannover 96 Hannover 96: Trainer Ralf Rangnick erwartungsgemäß entlassen
Hannover/dpa. - Eine Überraschung war es nicht mehr. Hannover 96 hat sich 19 Stunden nach dem 0:1 in Mönchengladbach von Trainer Ralf Rangnick getrennt. «Dies ist kein schöner Tag. Ich kann mir angenehmere Tage vorstellen», mit diesen Worten eröffnete 96-Clubchef Martin Kind am Sonntag die Entlassungsrede auf den 45 Jahre alten Fußball-Lehrer vor vier Fernseh- und zahlreichen Hörfunksendern. Er fügte hinzu: «Die Gesetze des Marktes sind aber so. Ich bedaure die Entscheidung, dass wir Herrn Rangnick beurlauben müssen.» Der siebte Trainerwechsel in der laufenden Saison war damit perfekt.
Rangnick erwiderte auf der kurzfristig mit der Vereinsführung anberaumten Pressekonferenz in einem Hotel: «Für mich ist es ein trauriger Tag. Bei meiner Arbeit in Hannover war auch Herzblut dabei. Ich gehe nicht mit Verbitterung, aber mit einer großen Enttäuschung. Meinem Nachfolger wünsche ich viel Glück, dass er eine Blockade in der Mannschaft lösen kann.» Er gab zu, dass er an der Personalsituation bei 96 gescheitert ist. «Ich hätte schon im November Alarm schlagen müssen, als mit Jan Simak und Altin Lala zwei Leistungsträger ausgefallen sind», gab Rangnick offen zu.
Bis zur Verpflichtung eines neuen Trainers soll Rangnick-Assistent Mirko Slomka die Mannschaft betreuen. Kind hofft, dass bis zum Dienstag einer der ins Auge gefassten Kandidaten seine Zusage gibt und das Team dann auf das wichtige Heimspiel am Samstag gegen den 1. FC Kaiserslautern vorbereitet. Die bereits als Nachfolger gehandelten Friedhelm Funkel und Andreas Brehme sind schon wieder aus dem Rennen. Im Umfeld des Vereins wird derzeit über Ewald Lienen und Erik Gerets diskutiert, doch keinen dieser Namen wollte der Vorstandsvorsitzende bestätigen.
Nach fünf sieglosen Spielen in Serie und dem Sturz mitten in die Abstiegszone sind die Niedersachsen von ihren Ansprüchen als Großclub meilenweit entfernt. Auch die Personalaufstockung im Winter hat das Team mit den meisten Gegentoren der Liga keinen Schritt nach vorn gebracht. Personalplanung und die taktische Ausrichtung waren zuletzt die Schwachpunkte des Trainers Rangnick, der bereits vor acht Wochen seinen Rücktritt angeboten hatte. Das wollte Kind damals aber nicht.
In dieser Saison will der beurlaubte Rangnick keinen anderen Posten übernehmen. «Ich werde mich jetzt wieder intensiv um die Familie sorgen,» meinte der Trainer. Für die kommende Saison wurde er schon mit Hertha BSC in Verbindung gebracht, doch Rangnick dementierte: «Mit mir hat direkt niemand gesprochen.»
Die Fans hatte Rangnick auch nach der Niederlage auf dem Bökelberg auf seiner Seite. Mit Sprechchören feierten die Anhänger ihren Coach und forderten seine Weiterbeschäftigung. Die Spieler, die sich wie der Coach vor der Abfahrt den rund 100 wartenden Fans stellten, wurden hingegen ausgepfiffen und beschimpft. «Außer Rangnick könnt ihr alle gehen,» hallte es den Profis entgegen.
In einem «Offenen Brief» bedankte sich der Trainer am Sonntag bei den Fans: «Es war für mich eine ganz besondere Zeit in Hannover. Selten leicht, aber doch erfolgreich. Es kommt jetzt besonders auf Euch an. Gebt dem Trainer und der Mannschaft die volle Unterstützung, dann wird der Klassenverbleib auch geschafft.»