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Handball Handball: Teenager zieht ins Land der Wikinger

Von Wolfgang Grahl 01.08.2008, 14:20

Gräfenhainichen/MZ. - Im Blick hat sie dabei immer Grit Jurack. Die 30-Jährige, mit knapp 270 Länderspielen im rechten Rückraum, schon fast eine Legende und Carolines großes Vorbild. Kürzlich saßen sie sich beim Frühstück gegenüber, im dänischen Viborg, der Handballhochburg Europas. Dort spielen neben Jurack auch ihre deutschen Auswahlkolleginnen Anja Althaus und Nora Reiche. Der Champions-League-Sieg 2006 soll nicht der letzte gewesen sein. Das serbische Ass Bojana Popovic wird die Mannschaft noch stärker machen.

Aber der Viborg Handbold Klub baut nicht nur auf fertige Asse. Sportschule, Internat, Trainingsmöglichkeiten - "alles vom Feinsten", loben Carolines Eltern, die ihre Tochter zum dreitägigen "Antrittsbesuch" beim nordischen Renommierclub begleiteten. Der schleswig-holsteinische Landestrainer, mit gutem Draht zu Michael Döhring, dem Verantwortlichen für die Jugendarbeit in Viborg, hatte die Fäden gezogen. Carolines Leistungen in der B-Jugendmannschaft des SV Union Halle-Neustadt und in der Landesauswahl erzeugten Interesse. Die inzwischen 1,78 Meter große und ehrgeizige Sportlerin mit dem hammerharten Schlagwurf - vor allem aus der Rückraum-Mitte - bestand das Probetraining in Viborg. Ein Wörterbuch war fix angeschafft, "aber dänisch soll ja nicht so sehr schwer sein", geht sie wie immer ihre Ziele ohne zu zaudern an.

In Halle war man natürlich vom Weggang des Talents nicht begeistert. Auch hätte sich Caroline da einen besseren Abschluss gewünscht. Bei den norddeutschen Meisterschaften waren nach einem 24:25 gegen Hollenstedt (Niedersachsen) die Titelträume im Halbfinale dahin. Drei Minuten vor Ultimo holte sich Müller im Kampfgetümmel die Rote Karte.

Ärger mit künftigen Auswahlberufungen (ab U 16 gibt es Nationalmannschaften) erwartet Caroline nicht. Trainerin Ute Lemmel (Rostock) habe ihr das jüngst bei einem Lehrgang in Glinde zugesagt. Auch auf dänischer Seite scheinen "Abkommandierungen" nichts entgegen zu stehen. Denn es sind vor allem Spiele und Wettkämpfe, die der Gräfenhainichenerin fehlen: "Magdeburg, Salzland und wir - das ist es dann schon in der Region."

In Dänemark dagegen warten umfangreiche Punkterunden. Trotzdem ist die junge Handballerin dankbar für die über zwei Jahre Sport und Schule in Halle. Jetzt sieht sie unaufgeregt neuen Zielen entgegen: "Wenn man so eine Chance kriegt, muss man sie nutzen." Und Heimweh? 735 Autokilometer trennen Gräfenhainichen von Viborg, hat Papa Fred am Tacho abgelesen. "Nein, nein", meint Caroline, "das geht schon."