Handball Handball: Konsequente Frust-Bewältigung
Wittenberg/MZ. - Regionalliga-Trainer Thomas Eckleben scheint das Rezept zur kollektiven Frust-Bewältigung schnell gefunden zu haben. Man nehme: Sechs bis zehn Spieler, die nach einer 20:33-Pleite in Duderstadt wieder ein Erfolgserlebnis benötigen, einen Torwart, der den gegnerischen Stürmern mit tollen Paraden schnell den Schneid abkauft, eine aggressive Deckung plus nervenstarke Vollstrecker, würze die Mischung mit einem Schuss Derby-Stimmung und schmecke das Ganze mit dem Blick auf das anvisierte Saisonziel ab - fertig ist der 31:22-Heimsieg des SV Grün-Weiß Wittenberg gegen Dauer-Rivalen HG 85 Köthen. Selbst Gäste-Coach Heinz Prokop redete in der Pressekonferenz nicht lange um den heißen Brei herum: "Wittenberg war heute die eindeutig bessere Mannschaft." Eckleben zufrieden: "An diese gute Leistung wollen wir im nächsten Spiel anknüpfen. Das Match gegen Duderstadt ist damit abgehakt."
Die Gastgeber überzeugten die etwa 800 Zuschauer in der Stadthalle von Anbeginn mit konzentriertem Tempospiel und konsequentem Ausnutzen der gebotenen Chancen. Das Wittenberger Sahne-Stück war die von Sven Kuhne perfekt organisierte Abwehr plus ein überragender Maik Engel zwischen den Pfosten. Zudem nahmen Kapitän René Seiffert und Kreisläufer Sebastian Tietz den Wittenberger Angriffs-Aktionen jeglichen Mief und lösten bei den Fans spontanen Beifall aus. Köthen hatte sich in der Anfangsphase der Begegnung einen zweiten Gegner ausgesucht, der mit stoischer Ruhe für eine stetige Veränderung des Resultats sorgte - der Pfosten des Grün-Weiß-Gehäuses. Mario Schimmelpfennig, Stefan Pietsch und Thomas Karl blieben im Duell mit den hölzernen Herren im schwarz-weißen Dress konsequent zweiter Sieger.
Auf der Gegenseite zeigten Torsten Fuchs, Christian Raddatz oder Carlos Svoboda mehr Fingerspitzengefühl, den Lederball zwischen die Pfosten zu platzieren. Der Grundstein zur 17:9-Pausenführung wurde, wie erwähnt, in der Wittenberger Deckung gelegt. Mit der Umsicht eines Regisseurs dirigierte Kuhne seine Nebenleute, im Köthener Sturm wehte deshalb oft nur ein laues Lüftchen.
Auch nach dem Wechsel praktizierten die Gäste ihr System - wie gewonnen so zerronnen - mit aller Konsequenz weiter. Bei Tempogegenstößen wurde der Ball leichtfertig vergeben, vom Punkt zeigten die HG-Akteure wenig Nervenstärke. Nur Schimmelpfennig und Vaidas Dilkas stemmten sich mit erfolgreich abgeschlossenen Aktionen gegen die drohende Niederlage, ihre Teamkollegen hatten sich indes mit der Rolle schnöder Mitläufer abgefunden.
In der 51. Minute war es dann soweit: Robert Szép Kis stand nach seiner Kreuzband-Operation erstmals seit Monaten wieder auf dem Parkett und erzielte kurz danach das zwischenzeitliche 28:21 für den SV Grün-Weiß (57.). Bis zum Schlusspfiff verwandelten die Auswechsel-Spieler des Gastgebers zusammen mit den Zuschauer die Stadthalle in einen Party-Keller und feierten den Erfolg über den Gegner schon lange vor der dröhnenden Sirene. Im Wettbewerb "Wer kann die schönste La-Ola-Welle" wurden aber keine Haltungsnoten vergeben.
Keeper Maik Engel genoss nach dem Abpfiff dennoch sichtlich das Bad in der Menge. Seine eigene Leistung spielte er jedoch konsequent herunter. "Nach dem Debakel in Duderstadt hatte sich heute die gesamte Mannschaft einen Sieg fest vorgenommen. Die Abstimmung in der Deckung funktionierte zudem reibungslos. So schön kann Frust-Bewältigung sein."
SV Grün-Weiß Wittenberg II -
SV Stahl Thale 32:31
Die Schützlinge von Trainer Gerald Rietz erwischten den besseren Start und erkämpften sich durch die Tore von Andreas Olle, Nico Meckel sowie Matthias Merten schnell einen 10:5-Vorsprung. Das Team aus dem Harz gab jedoch nie auf, setzte seinen Rückraum gekonnt in Szene und verkürzte bis zum Wechsel auf 17:16. Der zweite Abschnitt war nichts für schwache Nerven. Die Gäste schafften immer wieder den Ausgleich, Coach Rietz schickte nun seine Routiniers auf das Parkett. Michael Gensicke, Sven Jäger und Meckel übernahmen nun endgültig die Verantwortung und brachten mit ihren sehenswerten Torerfolgen die Grün-Weißen wieder auf die Siegerstraße zurück. Beim Stand von 32:28 machten sich die Wittenberger auf Grund unnötiger Zeitstrafen das Leben selbst noch einmal schwer.
Für den SV Grün-Weiß spielten: Brandt, Bertuleit, Gensicke (10 / 8), Nathow (1), Kunze (2), Jäger (3), Schüßler, Olle (4), Meckel (5), Merten (4), Korbien (3)
TSG Wittenberg -
Dessauer HV III 18:18
In der ersten Hälfte hatten die Dessauer um Frank Körting (5 Tore), Manfred Breu (1) und Peter Frenzel (4) leichte spielerische Vorteile und gingen mit einer 9:8-Führung in die Pause. Nach dem Wechsel wurden die Aktionen der TSG druckvoller. Vor allem der Deckungsblock um Organisator Steffen Calow überzeugte. Sechs Minuten vor der Schluss-Sirene erzielte Steffen Schoof (insgesamt 6 Tore) das 18:15. Doch die Gäste steckten nie auf und erzwangen kurz vor dem Ende die Punkteteilung. Während die Deckung der Wittenberger ihre beste Saisonleistung zeigte, verhinderten die Abschlussschwächen im Angriff einen möglichen Heimsieg. Für die TSG war es bereits das dritte Remis in Folge. Mit einem ausgeglichenem Punktekonto befinden sich die Lutherstädter jetzt im Mittelfeld der Tabelle.