Handball Handball: Kein Leben ohne Ball

Leipzig/dpa. - Er steht - etwas aus derArt geschlagen - im Fußballtor: Seit neuestem beim Bundesligisten FCSchalke 04. Zwei Mal Training am Tag verhindern wahrscheinlich, dasser an Mittwoch nach Leipzig-Knauthain kommt, wo seine Mutter ihren50. Geburtstag feiert.
Ihr Platz war am Kreis in der Mitte. 17 Jahre lang spielte Rostdiese Position beim SC Leipzig. 1968 hatte der Club sie ins LeipzigerInternat geholt. Zuvor war die gebürtige Chemnitzerin vor allem inKreis- und Bezirksauswahlteams aufgefallen. «Im Schulbereich habe icheigentlich alle Sportarten mitgemacht», erzählt Rost. Eine Karriereals Handballerin war damals noch nicht eingeplant. «Ich war keinbesonderes Talent, musste mir alles hart erarbeiten.» In der Saison1971/72 schaffte sie den Sprung in die «Erste» des SCL. Drei Jahrespäter kam schließlich die Premiere in der Nationalmannschaft, fürdie sie insgesamt 170 Spiele bestritt.
«Ich hab erst 1974 nach unserem Sieg im Europapokal derLandesmeister wirklich an die internationale Karriere geglaubt.» Das12:10 gegen Kiew war eines ihrer besten Spiele. Weitere große Erfolgefolgten: 1976 Silber bei den Olympischen Spielen in Montreal, vierJahre später reichte es in Moskau immerhin für Bronze. «Das schönsteErlebnis war aber der Weltmeisterschaftstitel 1975 in Russland,vielleicht auch, weil es das erste Mal war», meint Rost, dierückblickend selbst ihre Stärken in der Deckung sieht. Einenweiteren WM-Erfolg konnte sie 1978 verbuchen.
«1985 hatte ich dann die Möglichkeit, einen Job als Kosmetikerinzu bekommen. Außerdem war der gesundheitliche Zustand nicht mehr soperfekt.» Rost entschied sich, ihre sportliche Laufbahn zu beenden.Heute hält sie sich mit Radfahren und Tennis fit. Beim Handball istsie nur noch als Zuschauerin dabei. «Ich genieße ansonsten meineRuhe», sagt Rost, die aber die schöne Zeit als Aktive nicht missenwill: «Das war schon alles eine tolle Sache.»
Auf privater Ebene hatte sich der Wechsel ins Internat ebenfallsgelohnt. «Peter ist da auch ab und zu rumgelaufen und wir haben unsja auch täglich in der Halle gesehen.» 1972 heiratete das Handball-Paar, Sohn Frank kam ein Jahr später zur Welt. Peter Rost arbeitetheute als Trainer beim Handball-Bundesligisten ThSV Eisenach,Christina betreibt mit einer Freundin einen Kosmetiksalonin Markranstädt und Frank verdient sein Geld in Gelsenkirchen.
Weite Wege trennen die Frau und Mutter von ihren Männern. «Es istschon schwer, ständig eine Wochenendbeziehung zu führen, und beiFrank lege ich auch viel Wert darauf, hin und wieder da zu sein.»Genauso würde sich die Jubilarin natürlich freuen, wenn ihr Sohn alsÜberraschung vorbei käme, um auf den runden Geburtstag anzustoßen.