1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Handball: Handball: Glänzende Trophäe erhält Ehrenplatz im Kinderzimmer

Handball Handball: Glänzende Trophäe erhält Ehrenplatz im Kinderzimmer

Von THOMAS TOMINSKI 07.07.2009, 14:09

RADIS/MZ. - Trotz Platz acht in der abgelaufenen Anhaltliga-Saison stellten die Heidestädter mit Cedric Wittke den besten Liga-Torschützen, der den Wettbewerb mit 142 Treffern vor Ronny Unger vom SV Blau-Rot Coswig mit zehn "Buden" Vorsprung gewann. Mit stolz geschwellter Brust übergab Lechelt seinen Schützlingen den großen Pokal, in seinen Worten lag tiefe Bewunderung.

Der 1,53 Meter große Cedric nahm die Auszeichnung mit einem Lächeln entgegen, denn der Erfolg kam für den Grundschüler, der nach den Ferien auf das Gräfenhainichener Paul-Gerhardt-Gymnasium wechselt, doch ein bisschen überraschend. Im Gespräch mit dem Zehnjährigen wird jedoch schnell klar, dass der Torschützenkönig ein wenig tief stapelt. Denn sein Anspruchsdenken, der Beste zu sein, verwirklicht er mit Beharrlichkeit. Kleine Kostprobe: "Mein Notendurchschnitt liegt bei 1,3. Zusammen mit Martin Puhlmann bin ich der Klassenbeste." Wittkes Lieblingsfächer heißen Sport und Kunst. Welche Note in diesen auf seinem Zeugnis steht, beantwortet sich von selbst.

Trotz zweimal Training in der Woche plus schulischen Verpflichtungen ist Cedric der typische Junge von nebenan. Gameboy spielen, Spaghetti essen, Ausflüge mit der Familie oder Spaziergänge mit Weimaraner-Hündin "Salina" stehen ganz oben auf der Favoritenliste. Sein Fernseh-Star ist Oliver Pocher. Kurze Begründung: "Der haut immer so lockere Sprüche raus und verkleidet sich lustig."

Den Grundstein zur sportlichen Karriere legten Cedric's Eltern Liane und Ingo, die ihrem Sprössling bereits im Alter von fünf Jahren ans Herz legten: "Junge, du musst Sport treiben." Der heutige Liga-Spieler befolgte den Ratschlag seiner "Regierung" und ging aufgrund der logistisch besten Voraussetzungen zum Handball-Training in die örtliche Sporthalle. Wittke stürmte nicht gleich aus Parkett, sondern verfolgte das Geschehen erst einmal aus sicherer Entfernung. Beim zweiten Erscheinen machte sein damaliger Coach Wolfhard Mensch Nägel mit Köpfen. Fangen und Werfen hieß die erste Aufgabe, Cedric schloss schnell Freundschaft mit dem runden Leder. Rückblickend: "Herr Mensch hat damals zu mir gesagt, dass ich mal ganz groß rauskommen kann."

In der F-Jugend nahm sein Torriecher langsam Konturen an, die Leistungsexplosion erfolgte im E-Jugend-Bereich. Wittke, der seinen Schuss als "stark und gezielt" bezeichnet, deutete mit einigen Versuchen an, die allesamt im Dreiangel landeten, was er meint. Locker aus dem Handgelenk, präzise ausgeführt. Trotz der vielen Treffer, die ihm in der Serie 2008 / 09 die Krone einbrachten, ist ihm einer ganz besonders in Erinnerung geblieben. Gegen Jessen hat der Zehnjährige sogar von der Mittelinie aus getroffen. Probleme, über seine Schwächen zu reden, besitzt er keine. "Ganz klar mein Abwehrverhalten. Ich traue mich nicht, richtig zuzufassen."

Nach der Sommerpause wechselt der (Mit)Klassenbeste nicht nur die Bildungseinrichtung. Der Sprung in die D-Jugend steht auf dem Programm, an eine Wiederholung seines großen Erfolges glaubt der Radiser nicht so recht. Er sei der Nobody im Team und müsse erst in der Hierarchie nach oben klettern. Ob seine Nebenleute ihn ebenso gut in Szene setzen wie seine bisherigen Mitspieler, bleibe abzuwarten. "Ich versuche natürlich wieder, Torschützenkönig zu werden. Doch für einen Neuen ist dieses Vorhaben doppelt schwer."

Doch Wittke, der aus einer ballverliebten Familie - Mutter Hand-, Vater Fußball - stammt, kündigte an, sich durchbeißen zu wollen. Denn das ganz große Ziel des THW-Kiel-Fans heißt: "Ich möchte später in der Deutschen Nationalmannschaft spielen." Ein guter Handballer ist aus seiner Sicht ein Allround-Talent. Schnelligkeit, Wurfsicherheit, Zweikampfverhalten und taktisches Verständnis heißen die Grundpfeiler. Der Pokal erhält in Cedric's Kinderzimmer einen Ehrenplatz. Denn Torschützenkönig in der Anhaltliga werde man schließlich nicht alle Tage.

Die Auszeichnungsrunde in der Radiser Sporthalle ist beendet. Letzte Fotos werden gemacht, dem Trainer für sein Durchhaltvermögen gedankt, viele Hände geschüttelt. Für die Eltern folgt jetzt der nächste Saisonhöhepunkt. Mit vollen Körben und Schüsseln geht es zur Jahresabschlussfeier.