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Handball-Geschichte Handball-Geschichte: Magier Stenzel setzt sich 1978 auf den Thron

Von Claas Hennig 05.01.2007, 09:51
Vlado Stenzel, der jugoslawische Trainer der deutschen Handballnationalmannschaft, trägt lachend eine Krone, jubelt und wird gefeiert am 5.2.1978 in Kopenhagen. Das deutsche Team gewinnt durch ein 20:19 im Finale gegen die UdSSR den Weltmeistertitel. (Foto: dpa)
Vlado Stenzel, der jugoslawische Trainer der deutschen Handballnationalmannschaft, trägt lachend eine Krone, jubelt und wird gefeiert am 5.2.1978 in Kopenhagen. Das deutsche Team gewinnt durch ein 20:19 im Finale gegen die UdSSR den Weltmeistertitel. (Foto: dpa) dpa

Hamburg/dpa. - Doch der kleine Mann aus dem damaligenJugoslawien ging nicht als König in die deutsche Handball-Geschichteein. Vielmehr wurde der eigenwillige Trainer nach der Nacht vonKopenhagen zum Magier stilisiert.

Mit dem Sieg am 5. Februar 1978 in der Bröndby-Halle hatten er undseine Zauberlehrlinge ein kleines Wunder vollbracht und dembundesdeutschen Handball den größten Erfolg nach 1945 beschert. ZweiJahre vor ihrem Olympiasieg bei den Boykott-Spielen in Moskau belegtedas DDR-Team einen hervorragenden dritten Platz.

Der mittlerweile 72 Jahre alte Stenzel, der 1972 bei denOlympischen Spielen in München die jugoslawische Mannschaft zurGoldmedaille geführt hatte, war 1974 zum Deutschen Handballbund (DHB)gekommen. Zuvor hatte die DHB-Auswahl mit WM-Rang neun ihrenTiefpunkt erlebt. Stenzel leistete hervorragende Aufbauarbeit undschickte die jüngste Mannschaft in das WM-Turnier 1978.

Der heutige Bundestrainer Heiner Brand, Kurt Klühspies, TorwartManfred Hofmann, Joachim Deckarm, Arno Ehret, Erhard Wunderlich,Horst Spengler und andere wurden unter ihm zu Weltklasse-Spielern.«Die gesamte Mannschaft war besonders in der Abwehr kampfstark,bewies immer wieder eine hervorragende Einstellung und erwies sichals sehr willensstark», erinnert sich Brand.

Im Endspiel vor 7000 Zuschauern schien der Zauber ihres Trainerszunächst nicht zu wirken. Bis Mitte der ersten Halbzeit dominiertendie Russen, erst dann kam die deutsche Mannschaft allmählich insSpiel, ging mit 9:7 in Führung. Zur Pause stand es dann 11:11. DieEntscheidung fiel, als Stenzel den Joker Dieter «Jimmy» Waltke aufsSpielfeld schickte. Mit drei Toren nacheinander brachte derNettelstedter seine Mannschaft eine Viertelstunde vor Schluss mit16:12 in Front. Am Ende konnte der Favorit aus der UdSSR nur nochverkürzen.

«Vlado hat immer ein feines Gespür gehabt, wie man ein Teamzusammensetzt, das menschlich so gut zusammenpasste und Erfolghatte», sagte einmal der Großwallstädter Klühspies über StenzelsErfolgsgeheimnis. Wie stark der Zusammenhalt war und ist, zeigt sichnoch heute an den regelmäßigen Treffen der Weltmeister von 1978 undder kollektiven Hilfe für den nur ein Jahr nach dem WM-Sieg bei einemEuropapokalspiel des VfL Gummersbach in Ungarn schwer verunglücktenJoachim Deckarm.