Handball/Frauen Handball/Frauen: Leverkusen mit Ali-Schlachtruf zum Pokal
Riesa/dpa. - Ihr Team hatte am Vortag im Halbfinale der Vierer-Endrunde nachVerlängerung den deutschen Meister und Top-Favoriten HC Leipzig(37:33) aus dem Rennen geworfen hatte. Im Spiel um Platz drei besiegteErstliga-Aufsteiger FHC Frankfurt/Oder, der sich im zweiten Halbfinaleebenfalls nach Verlängerung Oldenburg (40:42) beugen musste,überraschend den HCL mit 32:29.
Motivationskünstlerin Wolf hatte ganz tief in die Trickkistegegriffen. Mit dem Video des legendären Boxkampfes Muhammad Ali gegenGeorge Foreman in Kinshasa stimmte die Handball-Lehrerin ihr Team aufden letzten Saisonhöhepunkt ein. «Unter welchen Bedingungen und vorallem wie Ali gewonnen hat, daran haben wir uns orientiert», erzähltedie Trainerin. Außerdem hatten sich alle Spielerinnen einzelneBuchstaben des Schlachtrufes «Bomaye» (Schlag ihn nieder), mit dem Ali1974 in Zaire beim «Rumble in the Jungle» angefeuert worden war, aufOberschenkel und Waden geschrieben.
Elf Jahre nach dem letzten Cup-Gewinn entschädigten sich dieRheinländerinnen für eine verkorkste Saison. «Der Titel ist Balsam fürunsere Seele», meinte Wolf. Leverkusen war wegen des Einsatzes vonnicht spielberechtigten Akteurinnen am «Grünen Tisch» sechs Punkteabgezogen worden. Trotz der Niederlage wollte Oldenburgs Trainer PeterKalafut keine Kritik gelten lassen. «Am Ende fehlte uns die Kraft,aber wir haben eine gute kämpferische Leistung gezeigt», meinte derSlowake, der erst seit zwei Wochen tätig ist. In der neuen Saisonsteht er vor einer schwierigen Aufgabe. «Vier Spielerinnen gehen, dageht es für uns ums Überleben», sagte Kalafut.
Für den Top-Favoriten Leipzig, der erstmals das Double ausdeutscher Meisterschaft und DHB-Pokalsieg perfekt machen wollte,endete der große Traum im Desaster. «Wir waren nach dem Aus sehrenttäuscht und konnten uns nicht mehr motivieren», versuchte HCL-Trainer Maik Nowak mit versteinerter Miene die indiskutable Leistungim «kleinen Finale» zu erklären. Am Ende wollte er dem Ganzen noch wasPositives abgewinnen: «Man sieht, dass wir keine Übermannschaft sind.»
Für den Frankfurter HC, der nach zweijähriger Abstinenz in dieBundesliga zurückkehrt, war das Pokalfinale nur noch eine Zugabe.«Oberste Priorität hatte der Aufstieg», sagte Frankfurts TrainerDietmar Rösicke, der seine Mannschaft mit den Worten «habt Spaß» aufsParkett geschickt hatte.