Hamburg setzt auf Corona-Lockerungen in Schulen und Kitas

Hamburg - Hamburg setzt bei Lockerungen der Corona-Auflagen vor allem auf Erleichterungen in Schulen, Kitas und auf Spielplätzen. Aber auch die Bereiche Sport, Kultur und die Gastronomie stünden auf der Prioritätenliste des Senats ganz oben, sagte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) am Dienstag. „Wir sind auf einem sehr stabilen Niveau, was das Infektionsgeschehen angeht. Die Bürgerinnen und Bürger halten sich weiterhin sehr gut an die Auflagen, die wir beschlossen haben.” Das gelte auch für die seit Montag geltende Maskenpflicht in Bussen und Bahnen, in Geschäften und auf Wochenmärkten. Am Donnerstag schalten sich die Ministerpräsidenten der Länder wieder mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zusammen, um über das weitere Vorgehen zu beraten.
„Wir sind, was die Kita- und die Spielplatzfrage angeht, sehr da hinterher, dass wir dort Regelungen finden, um dort mehr Öffnungen zu ermöglichen - während andere Bundesländer sehr viel restriktiver mit dieser Frage umgehen”, sagte Tschentscher. Es sei offenkundig, dass es an bestimmten Stellen jetzt wirklich Druck gebe. „Das sind die Kitas, das sind die Schulen, die Spielplätze. Das ist die Gastronomie, das ist der Sport.”
Einen geregelten Schulbetrieb wie zu Vor-Corona-Zeiten wird es in diesem Schuljahr allerdings nicht mehr geben. Es sollen zwar alle Kinder und Jugendlichen noch vor den Sommerferien wieder in die Schule gehen, allerdings nur tage- oder wochenweise. „Jede Schülerin und jeder Schüler soll bis zu dem Beginn der Sommerferien tage- oder wochenweise die Schule besuchen können”, heißt es in einem Rahmenkonzept der Kultusministerkonferenz für das Gespräch der Ministerpräsidenten mit Merkel.
Schulsenator Ties Rabe (SPD) geht davon aus, dass es auch im nächsten Schuljahr zumindest teilweise Fernunterricht geben wird. Es sei schwierig Prognosen zu machen, sagte er dem Sender NDR Info. Er rechne aber damit, dass der Fernunterricht auch im kommenden Schuljahr fester Bestandteil des Schulalltags sein werde. „Deswegen müssen wir alles tun, dieses ganz neue Feld, in das wir jetzt ganz stürmisch hineingeschubst worden sind, zu ordnen, Qualitätskriterien anzulegen und den Lehrern, Schülern und Eltern Rückenwind zu geben.”
Bürgermeister Tschentscher hofft mit Blick auf die Nachbarländer auf eine baldige Lockerung der Corona-Reisebeschränkungen. „Das ist wirklich etwas, was uns ja doch sehr betrifft”, sagte er. „Wir sind hier in Hamburg sehr froh, dass wir hier leben dürfen. Aber ein Teil der Lebensqualität besteht auch darin, dass wir ins Umland fahren.” Insofern freue er sich sehr, dass die Diskussionen etwa in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen vorangingen. Eine mögliche Lockerung „lässt sich ja auch mit Infektionsschutzüberlegungen vereinbaren”, sagte Tschentscher.
Hamburg habe derzeit eine sehr niedrige Infektionsrate. „Insofern ist ein Hamburger natürlich jetzt nicht infektiöser als irgend ein anderer Mensch in Deutschland”, sagte Tschentscher. Nach Angaben von Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) ist die Zahl der positiv auf das neue Sars-Cov-2-Virus getesteten Hamburger seit Montag nur um 24 auf 4682 gestiegen. Laut Robert Koch-Institut (RKI) könnten davon 3300 inzwischen als genesen angesehen werden. Prüfer-Storcks geht deshalb noch von rund 1250 mit dem Coronavirus infizierten Hamburgern aus. Insgesamt befänden sich 181 Hamburger wegen Covid-19 in stationärer Behandlung, davon 61 auf Intensivstationen. Das war jeweils ein Patient weniger als am Montag.
Die Zahl der an einer Covid-19-Infektion gestorbenen Hamburger stieg nach Berechnungen des Instituts für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) um 14 auf 147. Nach Angaben des RKI sind 142 Personen mit einer Covid-19-Infektion gestorben. Ursache für die Diskrepanz ist nach Ansicht von Senatorin Prüfer-Storcks ein Verzug in der Registrierung beim RKI.
Wegen der niedrigen Zahl von Neuinfektionen will Prüfer-Storcks wieder mehr andere Behandlungen in den Krankenhäusern zulassen. Es gebe insgesamt mehr als 4300 freie Betten auf Intensivstationen, davon 340 mit Beatmungsmöglichkeit, sagte Prüfer-Storcks. Die Kapazität sei von 640 auf 940 Beatmungsbetten ausgebaut worden. Derzeit lägen aber nur 181 Covid-19-Patienten in den Kliniken, davon 61 auf Intensivstationen. Es sei darum nicht vertretbar, andere Behandlungen nicht zuzulassen. „Auch diese Patienten und Patientinnen haben ein Recht auf Krankenhausbehandlung”, sagte die Senatorin. (dpa/lno)