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Hallescher FC Hallescher FC: «Manchmal platzt mir der Kragen»

Von KARL EBERT 04.11.2009, 20:39

HALLE/MZ. - Neubert wirkt zunächst in sich gekehrt. Er überlegt sich jeden Satz ganz genau. Seine schlechte Partie gegen den VFC Plauen, als er gleich mehrere hundertprozentige Chancen ausließ, scheint ihm immer noch in den Knochen, aber vor allem im Kopf zu stecken. Doch der 28-Jährige verneint das. "Als junger Spieler hatte ich lange an so einem Spiel zu knabbern. Jetzt war es nur eine schlaflose Nacht und danach habe ich mich sofort auf die Partie am Freitag in Wilhelmshaven konzentriert. Der kurze Rhythmus zwischen den Spielen hilft, das Vergangene schneller zu verarbeiten", sagt er.

Thomas Neubert und die HFC-Fans werden keine dicken Freunde mehr. Kaum hat der Angreifer des Fußball-Regionalligisten eine Chance vergeben oder mal einen Ball verspringen lassen, kommen die Sprüche von den Rängen. "Auswechseln" rufen die Fans. Als "Chancentod" verhöhnen sie ihn. Zuletzt wurde er als "Luca Toni für Arme" tituliert. In der Bewertung bei mz-web.de ist er mit einem Schnitt von 3,57 der am schlechtesten benotete HFC-Spieler.

"Natürlich bekomme ich die Rufe von oben auf dem Platz mit. Aber der eigene Ärger über die vergebene Chance ist größer. Danach muss ich mich sofort wieder auf die nächste Situation konzentrieren und kann nicht lange darüber nachdenken, was die da draußen gerade gerufen haben", sagt Neubert. Dennoch, spurlos vorbei gehen die Rufe von den Rängen an dem in dieser Saison erst drei Mal erfolgreichen Angreifer auch nicht. "In bestimmten Situationen platzt mir nach einem Spruch von draußen schon einmal innerlich der Kragen und du möchtest ihnen zurufen: Stellt euch doch selbst hier hin", gibt er zu. "Wenn wir tief im Abstiegskampf stecken und uns nicht zerreißen würden, könnte ich manche Rufe verstehen. Aber wir sind oben dabei. Da tun höhnische Bemerkungen schon weh, wenn gerade der erste Ball im Spiel versprungen ist", sagt er.

Mittlerweile lebt Neubert aber auch mit bissigen Kommentaren. Er ist abgebrühter geworden. "Wenn ich damit nicht umgehen könnte, müsste ich die Schuhe an den Nagel hängen", erklärt er. Während seiner Zweitligazeit bei Dynamo Dresden von 2004 bis 2006 oder beim Drittligisten Wacker Burghausen von 2006 bis 2008 seien die Fans mit Stürmern, die nicht getroffen haben, auch nicht zimperlicher umgegangen. "Ich verschieße die Dinger doch nicht mit Absicht. Auch ich gehe lieber mit drei Buden vom Platz als ohne Treffer. Gegen Plauen hatte ich einen schlechten Tag und deren Keeper einen Riesentag. So ist das manchmal", sagt Neubert.

In der Mannschaft gibt es nach solchen Partien keinen Vorwurf, "weil jedem Spieler beim nächsten Mal das Gleiche widerfahren kann". Während Neubert das erzählt, kommt Trainer Sven Köhler vorbei, grinst und sagt: "Na, Neubi! Am Freitag werden wir ja sehen, ob eine Woche Torschusstraining etwas gebracht hat." Jetzt kann auch Neubert wieder lachen. Die Frotzeleien des Trainers kann er einordnen, "sie dienen mir als Ansporn".

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