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Hallescher FC Hallescher FC: Kartenverkauf für Pokalspiel verärgert die HFC-Fans

Von KARL EBERT 04.08.2010, 20:03
Die Luftaufnahme zeigt das Leipziger Zentralstadion. (FOTO: DPA)
Die Luftaufnahme zeigt das Leipziger Zentralstadion. (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Halle/MZ. - Doktore ist ratlos. Erist Fußballfan, HFC-Anhänger. Und er möchtesich gern am 15. August das DFB-Pokalspielzwischen dem Halleschen FC und Union Berlinim Leipziger Zentralstadion ansehen. Docher wohnt 300 Kilometer außerhalb von Halleund weiß nicht, wie er an Karten kommen soll.Und das ist ein riesiges Problem. Denn dieTickets für die Begegnung werden nur in einemeinzigen Fanshop in der Saalestadt verkauft.In seiner letzten Not sucht Doktore im Internetforumdes HFC-Fanclubs Web-Hallunken einen Mitstreiter,der für ihn die Tickets kauft und sie ihmzuschickt. Die Anhänger der Saalefront handelnprompt. Inzwischen bieten sie den Servicegegen Vorkasse für alle Interessierten an.

Zugegeben: Dies ist eine höchst unkonventionelleForm des Kartenvorverkaufs. Und gern hätteder Hallesche FC das alles ganz anders geregelt.Doch dem Verein sind die Hände gebunden. DieLeipziger Polizeidirektion hat für das Spieldrastische Sicherheitsmaßnahmen verhängt,weil die Fangruppen von Union und HFC alsverfeindet gelten. Also schloss sie für diesesSpiel die Gegentribüne, beschränkte die Zuschauerkapazitätauf 12500, untersagte die Öffnung von Tageskassenund den Kartenverkauf via Internet. Die Folge:Die Tickets dürfen tatsächlich nur über vereinseigeneVorverkaufsstellen vertrieben werden. "Unddavon haben wir nur eine. Deshalb gehen alleKarten über den Tisch des Wosz-Fanshops inHalle", sagt HFC-Vizepräsident Jörg Sitteund fügt hinzu: "Die sonst üblichen Vorverkaufsstellenhätten die Karten aber ohnehin nicht vertreibenkönnen, da ihre technischen Systeme nichtmit dem der Leipziger Stadion-Betreibergesellschaftkompatibel sind."

Das heißt im Klartext: Nur mit dem Strichcodeder eigens für dieses Spiel in Leipzig gedrucktenKarten ist der Zugang zum Zentralstadion möglich.Für den Verein und die Anhänger außerhalbder Stadt ist das ein großes Ärgernis. "Wirwollten einen normalen Vorverkauf ohne Zuschauerbeschränkung",sagt Sitte. Und Carsten Böhme, der Vorsitzendedes Vereins HFC-Fanszene e.V., beklagt: "Aufder Strecke bleiben der normale Fußball-Anhängerund all jene, die sich kurzfristig entscheiden."

Durch den Wegfall der höheren Einnahmen anden Tageskassen entsteht dem HFC ein Einnahmeverlustvon 5000 bis 6000 Euro - wenn 10000 Zuschauerkommen sollten. Zwar ist dies zunächst einmalein einmaliges Problem. Doch führt es auchvor Augen, dass Verein und Fans gemeinsamein Jahr auf ganz dünnem Eis bevorsteht.

Bislang hat der Deutsche Fußball-Bund (DFB)außer dem Pokalspiel lediglich das Regionalliga-Derbygegen den 1. FC Magdeburg als Hochsicherheitsspieldeklariert

und damit ins Leipziger Zentralstadion verlegt.Alle anderen Partien dürfen die Rot-Weißenim modernisierten Stadion in Halle-Neustadtaustragen. Klar ist aber auch: Wenn es dortnur einmal zu Sicherheitsproblemen kommt,wird der Verband handeln - und mit ziemlicherSicherheit alle Heimspiele in die Messestadtverlegen. Dann wäre das Horror-Szenario umden Ticket-Verkauf ein Dauerproblem.

"Das will kein HFC-Fan", sagt Fanszene-ChefCarsten Böhme. Zumal die Folgen für den Clubunabsehbar wären. Der Mannschaft von TrainerSven Köhler würden dann Geisterspiele vorwenigen Zuschauern drohen, wenn sie gegenMannschaften wie die Reserven von Hannover96 und Eintracht Braunschweig oder den FCOberneuland Bremen in der WM-Arena antretenmuss. Die Stadionmiete von mindestens 30000Euro pro Partie würde die Einnahmen um einVielfaches übersteigen und den Verein in wirtschaftlicheNöte bringen. Die Fans also sind gefordert.

Böhme weiß das - und er hat Vertrauen in dieAnhänger. "Die echten Fans wissen, wie schnellder DFB mit Strafen bei der Hand ist. Ihnenist klar, dass in der Übergangssaison in demkleinen Neustädter Stadion alles ruhig laufenmuss. Sie werden nichts unternehmen, was demHFC schaden könnte." Im Gegenteil. Er siehtim Vorfeld des Pokalduells sogar schon Anzeichender Kommunikation zwischen beiden Fanlagernaus Halle und Berlin. "Vielleicht werden diescheinbaren Feinde ja auch zu Freunden. Dannerleben wir ein tolles Fußballfest."

Dass die Fans das Ticketproblem für das Pokalspielselbst in die Hand genommen haben, wird demHFC womöglich ein paar hundert Zuschauer mehrbringen. Dem Beispiel der Saalefront wirdder HFC aber trotzdem nicht folgen. Weil demVerein schlicht die personellen Kapazitätenfehlen. Erst vor wenigen Tagen ist der Verkaufder Dauerkarten für die Regionalliga-Saisonüber seine Geschäftsstelle angelaufen. "Dabeireden wir von 500 Tickets und nicht von 5000Karten für ein Pokalspiel", sagt Sitte. "Damitwären unsere vier Mitarbeiter restlos überfordert."