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Hallesche Olympia-Medaillengewinner Hallesche Olympia-Medaillengewinner: Langer Atem ist geblieben

Von Detlef Färber 16.12.2002, 08:46

Halle. - Dass selbst Olympia-Siege schnell Schnee von gestern sind, ist für manches Ass von einst traurige Erfahrung. Nicht so für Waldemar Cierpinski. Als doppelter Marathon-Champion ist er auch mehr als 20Jahre nach seinem letzten Triumph unangefochten Halles Sport-König. Und Zweifel über seinen internationalen Nachruhm hat 1995 höchstpersönlich der japanische Kaiser zerstreut.

In Osaka wünschten Majestät Herrn Cierpinski zu sprechen. Der Kaiser Akihito plauderte mit dem Hallenser über dessen Lauf in Japan wenige Monate vor Olympia 1980 in Moskau. Er habe an Kilometer 15 gestanden, offenbarte der Monarch dem erstaunten Ex-Sportler. Und gar nicht mehr fassen konnte es Cierpinski, als er aus Akihitos Mund hörte, dass nun "alle in Deutschland ihre Söhne Waldemar nennen". Den begeisterten Aufruf dazu, der Reporter Heinz Florian Oertel beim Zieleinlauf in Moskau über die Lippen sprudelte, hatte man - kaum zu glauben - in Japan für bare Münze genommen.

Dass andere Cierpinskis Lorbeeren mitnichten vergessen haben, ist für den nunmehrigen Geschäftsmann ein Grund mehr, nicht öfter als nötig daran zu denken. Als Besitzer des Sporthauses in der Rolltreppe und Chef einer jungen Aktiengesellschaft namens "Sportlife", die Sporternährungs- und Rehabilitationsgeräte vertreibt, sind Blicke in die Vergangenheit für ihn ohnehin Luxus. Dass sein Name bei der Werbung fürs jeweilige Geschäft nicht gerade ein Hindernis ist, weiß der 52-Jährige, der einst über den Hindernislauf zur Königsdisziplin der Läufer kam. Doch damit fühlt sich der Mann, dem der lange Atem als wichtigste Mitgift aus seiner Sport-Karriere geblieben ist, noch nicht ausgelastet. Nebenbei ist er auch noch Trainer von Halles Bundesliga-Triathleten. Sich selbst trainiert er vier mal die Woche. Zwei mal joggt er und zwei mal spielt er bei den Alten Herren des FSV 67 in Neustadt Fußball: "alles außer Torwart". Dieses Jahr hat Cierpinski als Initiator erstmals den Mitteldeutschen Marathon organisiert, der zwischen Halle und Leipzig gelaufen wird. Und bei der zweiten Auflage 2003 will der Altmeister sogar selbst mit an den Start gehen. Denn zweimal Marathon im Jahr, das gönnt er sich noch. Schließlich sei man dafür nie zu alt.

Auch beim Thema Olympia mischt er in den Vereinen für Leipzigs Olympiabewerbung kräftig mit. Als persönliches Mitglied des Nationalen olympischen Komitees wird er als einer von 138 Stimmberechtigten auch über die deutschen Bewerberstädte mit entscheiden. Doch nicht nur, weil sie seine Stimme sicher hat, glaubt Cierpinski an die Bewerbung unserer Region. "Wir sind die Favoriten". Und das nicht nur wegen der vielen Olympiasieger und damit der größten Sportkompetenz. Auch weil das Weltsportfest als Programm für den Aufschwung und die Infrastruktur gerade hier am gelegensten käme. Ob die Sommerspiele für unsere Gegend eine Nummer zu groß sind? - Sportmanager Cierpinski schüttelt entschieden den Kopf: "Das passt gerade."