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Griechenland Griechenland: Wo Olympia begann

Von Franziska Silbernagl 06.08.2004, 19:23

Halle/MZ. - Das antike Olympia lockt jedes Jahr mehr als 800 000 Besucher in das geschichtsträchtige Areal auf dem Westpeloponnes. In diesem Jahr, da im nur drei Autostunden entfernten Athen die 28. Olympischen Sommerspiele der Neuzeit ausgetragen werden, sind es gewiss noch ein paar Tausend mehr, für die man sich am Fuß des dicht bewaldeten Krónos-Hügels besonders herausgeputzt hat. Gerade renoviert ist das Archäologische Museum, das als eines der bedeutendsten Griechenlands gilt. Frisch getüncht die Häuser des 1000-Einwohner-Ortes Archéa Olympia, dessen unzählige Souvenirgeschäfte in diesen Tagen leuchtendes Blau und strahlendes Orange tragen. Überall T-Shirts, Hemden, Badetücher in den Farben von Meer und Sonne sowie die Maskottchen Athena und Phevos, die Terrakottapüppchen aus dem 7. Jahrhundert vor Christus nachempfunden sind. Der Zeit, aus der auch die Aufzeichnungen der "Olympischen Spiele für alle Griechen" stammen, die Íphitos, König von Elis, 776 vor Christus veranstalten ließ - der Beginn der olympischen Zeitrechnung.

Spiele freilich gab es schon lange vorher. "Zeus sollte der edle Wettstreit ehren für seinen Sieg über den Vater Kronos, der seine eigenen Kinder fraß, und dem er selbst nur durch List entkam", erklärt der Lehrer der Klasse, ehe er samt Schülern durch die Überreste der Krypta entschwindet, die einst offizieller Eingang zum Stadion war.

Ganz leer ist es jetzt wieder in der Anlage, die seit den sechziger Jahren wieder weitgehend in ihren antiken Zustand versetzt wurde. Für das Ausharren unter der Mittagssonne wird man mit Ruhe belohnt, weil die Touristenbusse ihre menschliche Fracht zu dieser Stunde vor den Restaurants ausspucken, während im Stadion die Gedanken wieder zurück in jene Zeit schweifen, als sich junge Männer aus ganz Griechenland hier in den leichtathletischen Disziplinen maßen, zunächst im Stadionlauf. Mit weiteren Disziplinen nahm später die Vielfalt der Herausforderungen zu, der kultische Charakter trat in den Hintergrund. Auch in punkto Fairness und Ehrlichkeit gaben die antiken Helden und Funktionäre kein gutes Bild ab. Wie der römische Kaiser Nero, den man gewinnen ließ, weil er dem Überlegenen furchtbare Rache androhte. 393 n. Chr. wurden hier die letzten Olympischen Spiele ausgetragen. Dann wurden sie als heidnischer Kult verboten. Götterstatuen und Tempel wurden eingerissen, Überschwemmungen und Erdrutsche machten die Verwüstung perfekt.

Heute suchen Archäologen die Stücke wieder zusammen, seit Ende des 19. Jahrhunderts die ersten Ausgrabungen durch das Deutsche Archäologische Institut erfolgreich waren. Dicke Schlammschichten verbargen Münzen, Gold, Terrakotten und Heiligtümer. Einer davon ist der Tempel der Hera, auf deren Altar seit 1936 alljährlich das Olympische Feuer entzündet wird, das vom antiken Olympia zum jeweiligen Austragungsort geht.

Die erste Etappe des Fackellaufs führt traditionell in den Hain des Coubertin, wo das Denkmal jenes Mannes steht, durch dessen Engagement 1896 die Olympischen Spiele der Neuzeit ins Leben gerufen wurden. Im antiken Olympia ruht sein einbalsamiertes Herz.