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Giesela aus dunklem Kamin-Verlies gerettet

02.10.2006, 15:38

Roßlau/MZ/cb. - Dann nämlich wäre den Sängern diese Liedzeile im Halse stecken geblieben; denn in den vergangenen Tagen hätte wohl niemand mit dem Roßlauer Huhn Giesela tauschen mögen. Das saß nämlich elf Tage lang hinter dicken Mauern in einem dunklen, schalldichten Verlies, ohne Futter und Wasser. "Es ist wie ein Wunder, dass sie das überlebt hat", kann Sylke Leupold aus Roßlau die glückliche Rettung noch immer kaum fassen.

Ihr Sohn, der zwölfjährige Johannes Leupold, hatte Giesela vor einem Jahr von einem Bauern bekommen. "Sie war noch klein und ich habe mich jeden Tag mit ihr beschäftigt, deshalb ist sie so zahm", sagt der Junge, während das Huhn auf seinem Arm sitzt. Auch fünf Küken hat Giesela schon ausgebrütet. Doch eines Tages im September war sie aus dem Garten in der Breitscheidstraße einfach verschwunden. Die Suche in den angrenzenden Straßen blieb ergebnislos, und auch auf eine Suchmeldung in der MZ gab es keine Reaktion. Sollte das Huhn der Rasse Zwerg-Welsumer gar in einer Pfanne gelandet sein? - Familie Leupold hielt schon alles für möglich.

Nach elf Tagen folgte Sylke Leupold einer Eingebung und öffnete eine kleine Klappe am Garten-Kamin, in dem es sich Giesela öfter gemütlich gemacht hatte. Wie von fern hörte sie ein leises Gackern, griff in die dunkle Öffnung und zog das zu einem Skelett abgemagerte Huhn heraus.

Giesela war in dem Kamin offensichtlich in die Höhe geflattert, in das Abzugsloch geraten und hatte sich in der Vertiefung verfangen, wo sich sonst der Ruß sammelt.

"Ich habe ihr sofort frisches Wasser gegeben. Nach ein paar Minuten ist sie schon wieder im Garten herumgelaufen, als wenn nichts passiert wäre. Dabei ist sie von drei Kilo auf ein Kilo abgemagert", erzählt Johannes Leupold und streichelt seine Giesela, auf die er in Zukunft sicher besonders aufpassen wird.