Gewichtheben/WM Gewichtheben/WM: Doping-Plage hält an

Antalya/dpa. - «Außer Ronny Weller sowie den verletzten Stephanie Mantek undMonique Riesterer hatten wir hier das Beste aufgeboten, worüber wirderzeit verfügen», sagte Claus Umbach, Präsident des BundesverbandesDeutscher Gewichtheber (BVDG). «Wir müssen halt auf den Nachwuchshoffen. Leider wurde in den vergangenen zehn Jahren die Arbeit mitTalenten vernachlässigt.» Deshalb wurde nach den Olympischen Spielenin Sydney ein Perspektivkader mit 17- bis 21-jährigen Talentengebildet, der konsequent an die Weltspitze herangeführt werden soll.«Aber bis zu den Olympischen Spielen 2004 in Athen klafft hinterunseren drei Assen Weller, Huster und Caruso ein Loch», bekenntUmbach: «Danach wird es besser.»
Huster, der wegen einer Ellenbogenzerrung aufgeben musste,äußerte Motivationsprobleme. «Ich werde bald Vater, will beruflichim Journalismus Fuß fassen. Ich muss sehen, was die nähere Zukunftbringt», sagte der zweimalige Olympia-Zweite. «Wir müssen ihm nunneue Motivationen verschaffen», entgegnete Umbach. Um Caruso ist demVerbandschef dagegen gar nicht bang: «Der Junge ist unserHoffnungsträger, eine Bank für 2004.»
Von den drei anderen deutschen Athleten setzte sich Andre Rohdegut in Szene. Der 26 Jahre alte Sportsoldat vom AFC Frankfurt (Oder)stellte im Zweikampf mit 392,5 kg eine neue Bestleistung auf. JörgMazur (Lörrach) egalisierte seine eigene Höchstmarke (382,5 kg),zeigte im Stoßen aber Schwächen. Axel Franz kam imSuperschwergewicht mit mäßigen 405,0 kg (182,5/222,5) auf Platzsieben. Stärkster Mann der Welt wurde der für Katar startendeEx-Bulgare Said Salem Jaber mit 460,0 kg (210,0/250,0).
Bei den Männer waren von den 24 olympischen Medaillengewinnerndes vergangenen Jahres nur 13 in Antalya am Start, bei den Frauenvon 21 gar nur fünf. Erstaunlich war die deutlich höhereLeistungsdichte als in den Vorjahren. «Diese Entwicklung istungeheuerlich. Wenn dir nur ein Versuch misslingt, bist du weg vomFenster», befand BVDG-Chef Umbach. Zwei Welt- und 13 Europarekordebei den Frauen sowie drei Welt- und drei europäische Bestmarken beiden Männern fanden Eingang in die Listen.
Weiterhin aber wird das internationale Gewichtheben von Doping-Schlagzeilen überschattet. Nach den skandalösen Vorkommnissen beiden Olympischen Spielen in Sydney, als vor allem bulgarische undrumänische Athleten des Betrugs überführt wurden, scheinen vieleVerbände noch immer keine Lehren daraus gezogen zu haben. Von Januarbis Ende September wurden bei 1000 Kontrollen 21 Sünder ermittelt,darunter Top-Athleten wie Joto Jotow (Bulgarien), Sergo Tschakojan(Australien), Viktors Scerbatihs (Lettland) und Maria Urrutia(Kolumbien). Die nationalen Verbände Tunesiens und Nigerias wurdengar für ein Jahr von allen internationalen Wettkämpfen suspendiert.«Der Weltverband muss Zeichen setzen. Wir stehen mit dem Rücken ander Wand», betonte Umbach.