Gespannfahren Gespannfahren: Reitsport-Großereignis Partner Pferd in Leipzig
Halle (Saale)/MZ. - Selten wohl hat der Begriff vom Partner Pferd so sehr gestimmt wie an diesem lichtüberfluteten, aber dennoch richtig kalten Nachmittag auf dem Turniergelände in Halle-Seeben. Fasziniert vom Zuschauen bei einigen Gespannfahrten während der Partner-Pferd-Veranstaltungen in Leipzig war einfach die Versuchung da, mich mal selbst auszuprobieren in der hohen Kunst der Kutschfahrten. Ohne jede Vorbildung, aber auch ohne jede Angst. Wird schon gut gehen oder besser: fahren.
Ging auch gut. Den beiden Pferden Bonny und Remember, die wohl auch ihren Spaß dabei hatten, sei Dank. Der naheliegende Vergleich mit Bonny und Clyde, der dann zumindest zu einigen tumultartigen Szenen geführt hätte, musste nicht bemüht werden.
Tino Bode war mein Lehrmeister an diesem Nachmittag. Tino Bode, der vor zwei Jahren den Verein in Halle-Seeben republikweit bekannt machte, als er den Wettbewerb der Zweispänner bei der exklusiven Partner-Pferd-Show in Leipzig gewann. Und sein Vertrauen in den Aushilfskutscher muss grenzenlos gewesen sein. Zügel in die Hand, ein kurzer Hinweis noch auf die Bremse und auf ins Abenteuer.
Los geht's - gleich den Berg hoch. Natürlich mit viel zu wenig Anlauf, schon bei der Hälfte des Anstiegs werden Bonny und Remember bedenklich langsam. Kurz vor dem Stillstand. Was nun? Irgendwas mit dem Zügeln machen hilft genauso wenig wie wildes Gestikulieren. Aber dafür, so erklärt mir Tino Bode, tut ein kurzes Schnalzen mit der Zunge Wunder. Das weckt wohl die Vorfreude auf eine Belohnung nach bestandener Tour oder auch Tortur - je nachdem, was noch passieren sollte.
Der Zungentrick hilft. Oben angekommen sind wir fürs Erste. Doch da liegt schon das nächste Hindernis im Weg, ein aufgerichteter Baumstumpf. Viel zu spät gesehen, um darauf noch reagieren zu können. Umgefahren. Peinlich ohne Ende. Und spätestens da reift die Erkenntnis, die beiden Pferde tun tatsächlich genau das, was der Reiter vorgibt - oder vorzugeben glaubt. Ohne Rücksicht auf Verluste, auf Gesundheit und Materialkosten. Also, erste Konsequenz: Immer erst nach links und rechts schauen, vor jeder Kurve abbremsen. Vor allem bei der unvermeidbaren Abfahrt.
Gelingt vorzüglich. Und trotz einiger Selbstzweifel sagt Tino Bode mit aufmunterndes Lächeln: "Ich habe nie Angst um meine Kutsche und die Pferde gehabt!"
Na wenigstens etwas. Mit so viel neuem Elan ausgestattet geht es in eine zweite Runde. Davor noch ein paar Eingewöhnungsrunden, um richtig lenken lernen. Und dann mit Schwung hinauf den Berg. Perfekt fast. Und plötzlich das Gefühl, dass sich Bonny und Remember die Strecke der ersten Rundfahrt gemerkt haben. Eigentlich muss ich gar nichts mehr tun, sie kennen ihren Weg. Das muss was zu tun haben mit dem oft bestaunten Pferdeverstand. "Brauchbar", lautet das Urteil von Tino Bode nach dem unfallfreien zweiten Umlauf.
Brauchbar, vielleicht. Aber noch lange nicht wettkampffähig. Das ist dann doch das Metier von Tino Bode, Sachsen-Anhalts bestem Gespannfahrer. Ab Donnerstag ist er wieder bei Partner Pferd in Leipzig, auch wenn die Fahrten mit dem Zweispänner in diesem Jahr nicht zum Programm gehören. Dafür geht er im Springreiten mit seinen Pferden Chipsy, Cordenio und Crystal an den Start.
Das komplette Programm für Partner Pferd vom 17. bis 20 Januar in Leipzig unter: www.partner-pferd.de