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Garrett Matchwinner, Hamann Feindbild

Von Michael Rossmann 27.06.2007, 11:28

Quakenbrück/dpa. - Die dicke Sieger-Zigarre qualmte, als Basketballer Steffen Hamann seine Lobeshymne auf Robert Garrett begann. «Was er heute gemacht hat, ist fantastisch», schwärmte der auffälligste Bamberger Spieler in der Playoff-Serie von seinem Kollegen.

«Er ist einfach unglaublich.» Ausgerechnet Garrett, der eine «Seuchensaison» erlebt hatte, sprang ein, als Hamann schwächelte. Mit seiner Nervenstärke und 16 Punkten im vierten Finalspiel gegen die Artland Dragons Quakenbrück führte der zuletzt enttäuschende Nationalspieler die Brose Baskets Bamberg zur deutschen Meisterschaft.

In der allgemeinen Euphorie der feiernden Bamberger wirkte Garrett auffallend zurückhaltend. «Ich hatte nicht nur die letzten Wochen Probleme», gab der 30-Jährige grinsend zu und wischte sich die Mischung aus Schweiß und verspritztem Sekt aus dem Gesicht. «Es lief überhaupt nicht. Da fängt man an zu zweifeln.» Garrett war zwar in allen 47 Saisonspielen dabei, blieb aber meist blass und wegen schwacher Leistungen ungewohnt lange auf der Bank. Erst im letzten von vier Finalspielen gegen die Artland Dragons drehte er auf.

«Ich bin froh, dass ich der Mannschaft etwas zurückgeben konnte», sagte Garrett, der auch mit seinen drei Drei-Punkte-Würfen herausstach. «Es war viel zu lange schlecht dieses Jahr, aber so ist es versöhnlich.» Trainer Dirk Bauermann hatte den richtigen Riecher bewiesen, als er dem besten Freund von NBA-Superstar Dirk Nowitzki in Quakenbrück mehr Einsatzzeit gab.

«Das war sein bestes Spiel seit langer Zeit», schwärmte Bauermann. «Seine Nervenstärke ist gnadenlos. So wie er einen Trainer manchmal nervös macht, so ist er in solchen Spielen auch da.» Geradezu überschwänglich lobte er: «Er ist einer für die Big-Points, einer für die ganz großen Momente.» Bambergs Trainer hatte trotz aller Freude aber auch kritische Worte parat, weil die Quakenbrücker Fans Garretts Teamkameraden Hamann zum Feindbild erkoren und gnadenlos ausgepfiffen und ausgebuht hatten. «Die Zuschauer haben das Recht zu pfeifen, wann sie wollen, aber es ist schade, dass der Aufbauspieler der Nationalmannschaft in Deutschland niedergemacht wird», sagte Bauermann. Der 26-Jährige Hamann hatte sich in Quakenbrück vor allem unbeliebt gemacht, als er im zweiten Spiel Lamont McIntosh einen Ball ins Gesicht geworfen hatte.

Bauermann war indes voll des Lobes über seinen «verlorenen Sohn», der nach einem Kurzgastspiel in Bologna im Januar zurückkehrte und gemeinsam mit Casey Jacobsen die Wende für die schwach gestarteten Bamberger brachte: «Er ist ein toller Spieler, ein toller Junge», sagte Bauermann: «Seine Leistung wird nicht genügend anerkannt.» Trotzdem dürfte Hamann mit seiner provokanten Art zu spielen auch in der kommenden Saison eine der Reizfiguren der Liga bleiben.