Fußböden Fußböden: Gefahr durch PVC-Beläge nicht dramatisieren

Frankfurt/Main/München/dpa. - PVC-Fußböden sind zwargesundheitlich nicht unbedenklich, doch müssen sie nicht unbedingtvor dem Einzug in eine Altbau-Wohnung entfernt werden. DieseEinschätzung vertritt das Umweltinstitut in München. Die in Frankfurterscheinende Zeitschrift «Öko-Test» hatte 15 verschiedene PVC-Bödenmit Parkettdekor getestet und 14 Produkte als «ungenügend» bewertet.Ein PVC-Bodenbelag erhielt die Bewertung «mangelhaft».
Das Hauptproblem seien die Weichmacher, auch Phtalate genannt, dieüber längere Zeit aus den Böden ausgasten, heißt es im Test-Bericht(Ausgabe 12/2004). Das beauftragte Labor habe zumeist «stark erhöhte»Mengen gefunden, die im zweistelligen Prozentbereich lägen. Zum Teilkönnten die Weichmacher die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigenoder Kinder im Mutterleib schädigen. Für viele Phtalate sei zudemeine hormonähnliche Wirkung belegt. Als Konsequenz rät «Öko-Test»Mietern von Wohnungen mit PVC-Böden, den Vermieter um Entfernung des Belages zu bitten oder das Material selbst zu entfernen.
«So krass sehen wir das nicht», sagt Hans Ulrich-Raithel, Leiterdes Umweltinstituts. Die gesundheitliche Gefährdung sei nicht sohoch, dass sofort etwas unternommen werden müsse. «Wer ökologischbauen oder umbauen und die Schadstoffbelastung gering halten will,sollte PVC-Böden aber nicht neu verlegen.»
«PVC ist eigentlich ein Abfallprodukt der Chlorchemie», erläutertUlrich-Raithel. Auf problematische Zusatzstoffe könnten dieHersteller, selbst wenn sie wollten, nicht verzichten. «DieHilfsstoffe sind nötig, um aus PVC einen Fußbodenbelag zu machen.Eigentlich ist der Stoff glashart.» Viele der Stabilisatoren undWeichmacher seien schlecht untersucht. Zum Teil werde auch kritischüber die möglichen langfristigen Wirkungen diskutiert.
Dennoch sollte die Gesundheitsgefahr nicht dramatisiert werden.Dies gelte auch für Kleinkinder, die auf PVC-Böden herumkrabbeln.Kinder seien zahlreichen gesundheitlichen Belastungen ausgesetzt.«Der PVC-Boden ist ein kleines Rädchen unter vielen.» Weichmacher inKinderspielzeug seien problematischer als im Fußbodenbelag. «Meisthandelt es sich um neues Spielzeug, da dampft mehr aus.»
Das heiße allerdings nicht, dass von alten PVC-Böden kaum nochSchadstoffbelastungen zu erwarten seien. «Zum Teil wurden früherrelativ giftige Weichmacher, Schwermetalle und Asbest verwendet»,sagt Ulrich-Raithel.
Als Alternative zum PVC empfiehlt Ulrich-Raithel Linoleum. AuchKork sei gut geeignet. Bei Laminat könne es elektrostatischeAufladungen geben, wie Tests gezeigt hätten. Auch müsse bedachtwerden, dass der Boden empfindlich auf Wasser reagiere. «Wenn imKinderzimmer über Nacht eine Pfütze stehen bleibt, müssen Sie damitrechnen, dass die Ränder aufquellen.»