1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Fußballschuhe zwischen Hightech und Aberglauben

Fußballschuhe zwischen Hightech und Aberglauben

Von Almut Cieschinger 08.08.2002, 15:44

Hamburg/dpa. - Gefühlsechtes und federleichtes Material hat die einst derbe Hülleder Überzieher ersetzt, auch die Unterseite sieht anders aus.

Bei den meisten Spielern zeichnen sich die neuen Schuheaugenfällig durch längliche Nocken unter der Sohle aus, die für einegrößere Bodenkontaktfläche sorgen. «So wird eine höhereStandfestigkeit garantiert», erläutert Oliver Brüggen, Sprecher desSportartikelherstellers adidas. Auch die meist aus dehnbarem Känguru-Leder bestehende Oberfläche der Schuhe hat sich verändert. Währendadidas mit Gummilamellen auf dem Spann Spielern die Möglichkeit desAnschneidens zu verbessern sucht, setzt der Konkurrent Nike beiseinem neuesten Modell auf eine vergrößerte Spannfläche, um dasBallgefühl zu optimieren. Eine Materialdicke von nur drei Millimeterntrennt den Fuß des Spielers vom Ball.

Wog ein Schuh in frühen Tagen noch über 500 Gramm, bringt einesder neuesten Modelle dank Synthetik, Leichtmetall oder Leder nur nochein Federgewicht von rund 200 Gramm auf die Waage. Damit wird auchder veränderten, kraftraubenden Spielkultur Rechnung getragen. «Heutelegt ein Spieler in 90 Minuten mehr als 11 Kilometer zurück», sagtNike-Sprecher Patrick Kammerer. «Das Spiel ist wesentlich dynamischergeworden.» Die Spieler leben gut mit den neuen Modellen: «Ich habeschon beim Schuss das Gefühl, dass es klappt. Der Schuh istsuperleicht», schwärmt Marcelinho, Stürmer bei Hertha BSC.

Bei Farbe und Outfit hat sich ebenfalls einiges getan: BrasiliensFußballwunder Ronaldo trägt chrom, Real-Madrid-Star Louis Figo tanztin schneeweiß über den Rasen. Farbgebung und Design haben auch mitder Selbstinszenierung der Stars zu tun, auf die die Ausrüster ausMarketinggründen gerne reagieren. «Bei David Beckham haben wir etwafür die WM in Südkorea und Japan seine Trikotnummer 7 infernöstlichen Zeichen auf die Zunge seines Schuhs gestickt», sagtBrüggen. «Sicherlich ist das auch ein Marketing-Gag.»

Bei einigen Spielern wird die Schuhwahl vom Aberglauben bestimmt.So bei Bayern-Stürmer Giovane Elber. «Als ich in der Saison 95/96 invier Spielen noch kein Tor geschossen hatte, habe ich mir weißeSchuhe machen lassen. Plötzlich habe ich wieder getroffen. Seitdemspiele ich in weißen Schuhen», erinnert sich der Brasilianer.

Der Ex-HSV- und dänische Nationalspieler Stig Töfting legte sicheine Münze als Glücksbringer in den Schuh. HSV-Zeugwart Klaus Freytagentdeckte das Stück: «Er hatte vergessen, sie rauszunehmen. Gesagthat er dazu nichts.» Der 62-Jährige, seit 1973 bei dem HamburgerVerein, betreut in seiner «Schuhschleuse» pro Spieler rund 10 Paar,Noppen, klassische Schraubstollen, neben Laufschuhen undBadelatschen. Die meisten Spieler hätten ihre Lieblingsschuhe, verräter. Die Pflege der Ausrüstung von Torwart Martin Pieckenhagen fordertden Zeugwart kaum: «Der nimmt immer das gleiche Paar Stollenschuhe.»