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Fußball-Trainer Fußball-Trainer: DDR-Legende Georg Buschner ist tot

Von Jens Mende 12.02.2007, 10:54

Jena/dpa. - Im Osten hat er über zwei Jahrzehnte den Fußballgeprägt, im Westen ist er vor allem als WM-Schreck von 1974 bekanntgeworden. Georg Buschner, der beim historischen 1:0-Sieg über denspäteren Weltmeister Bundesrepublik Deutschland Chefcoach der DDR-Nationalmannschaft war, ist in der Nacht zum Montag im Alter von 81Jahren in Jena gestorben. Viele halten die ostdeutsche Trainer-Legende Buschner indirekt für den «WM-Titel-Macher» '74, denn nachder Vorrunden-Niederlage im deutsch-deutschen Duell durften FranzBeckenbauer und Co. den leichteren Weg ins Finale gehen.

Buschner, der in insgesamt 115 Länderspielen als Cheftrainer ander Linie stand, war «vor allem für seine Konsequenz» bekannt undgefürchtet. «Er hat die DDR in den 70er Jahren mit etwasungewöhnlichen Trainingsmethoden zumindest an die Weltspitze herangeführt», sagt Lothar Kurbjuweit, der als Aktiver beim 1:0 in Hamburgdabei war. «Er hat den Spielern stets alles abverlangt», erinnertsich der damalige Torschütze Jürgen Sparwasser. Buschner wusste nichtnur bei der WM 1974 um die besondere Rolle seines Teams: «Wir wareneine ungeliebte Nationalmannschaft» - selbst im eigenen Land jubeltenviele Fans lieber Deutschland West zu.

«Ich habe weniger Spiele für die DDR verloren als alle anderenTrainer zusammen - 60 Siege, 33 Unentschieden, 22 Niederlagen», hatteBuschner, von seinen Freunden «Schorsch» genannt, dennoch immerwieder stolz auf seine Bilanz verwiesen. Beim Deutschen Fußball-Bund(DFB) waren lediglich Sepp Herberger (162) und Helmut Schön (139) zumehr Länderspielen als Nationalcoach gekommen. 1970 war Buschner nachdrei Meistertiteln mit dem SC Motor Jena von den Sportfunktionärender DDR «bei Androhung meines Existenzverlustes», wie er späterberichtete, zur Übernahme der DDR-Auswahl gedrängt worden.

Der sechsmalige DDR-Nationalspieler, der Frau Sonja und zwei Söhnehinterlässt, holte als Trainer 1976 mit dem Olympiasieg imkanadischen Montréal den größten Erfolg. «Der DDR-Fußball war nie mitmehreren Ausnahmekönnern gesegnet. Deshalb wurde der Fußball auchständig drangsaliert von den Machthabern», hatte Buschner einsterklärt. Während andere Sportarten mit Goldmedaillen in Serie dasAnsehen des «Arbeiter- und Bauernstaates» heben sollten, blieb derFußball international zweitklassig, weil die größten Talente Ruderer,Kanuten, Schwimmer und Leichtathleten wurden.

Nach einem 2:3 gegen Polen und der damit wieder verpassten WM-Qualifikation im Oktober 1981 war für Buschner, der sich auch mit demmächtigen Sportchef Manfred Ewald anlegte, plötzlich Schluss. Vonseiner Entlassung erfuhr er aus dem Westfernsehen und meinte: «Ichwar schon lange fällig.» Für die Trainer-Legende war es dieschwärzeste Stunde seines Lebens überhaupt, «weil es eine Gruppe vonPolitikern im Suff vielleicht so gesehen hat. Als ich zuvor tausendMal gehen wollte, durfte ich nicht.» Nach einer Herzoperation wurdeBuschner dauerhaft krankgeschrieben, obwohl er sich noch gesundfühlte: «Das war wie ein Berufsverbot.»

Eine Chance in der Bundesliga bekam Buschner nie. Nach demlegendären 1:0 im deutsch-deutschen Duell 1974 wurden Anfragen «ausdem Westen» von den Funktionären abgeblockt. Nach der Wende zog sichder einstige knallharte Verteidiger und kompromisslose Coach, bei demauch die Bundesliga-Trainer Hans Meyer und Jörg Berger gelernthatten, aus dem Fußball-Geschäft zurück. «Wenn heute über Fußballgeschrieben und geredet wird, dreht sich nur noch ein Prozent um dasSpiel. Das ganze restliche Drumherum interessiert mich nicht», hatteder Thüringer dies begründet.