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Fußball-Nationalmannschaft Fußball-Nationalmannschaft: Völler nominiert Ricken und Böhme nach

21.05.2002, 12:56
Die WM-Stadien im Überblick. Zahl der Plätze und
Die WM-Stadien im Überblick. Zahl der Plätze und dpa

Neu-Isenburg/dpa. - Vor dem Dortmunder Ricken und dem Schalker Böhme war bereits der Bremer Frank Baumann für den am Knie operierten Christian Wörns (Borussia Dortmund) von der Warteliste ins WM-Aufgebot nachgerückt.

Heinrichs Rückzieher, den der 32-jährige Dortmunder mit einem ungenügenden Fitness-Zustand begründete, sorgte für ein Novum in der Geschichte des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Noch nie zuvor hatte sich ein Nationalspieler einen Tag vor dem Abflug zu einem großen Turnier selbst die Rote Karte gezeigt. Die Entscheidung war «nach reiflicher Überlegung» beim kurzen Heimaturlaub über Pfingstengefallen. «Ich muss nach den Vorbereitungsspielen selbstkritisch eingestehen, dass ich in meiner derzeitigen körperlichen Verfassung keine Hilfe für unsere Nationalmannschaft sein kann», erklärte Heinrich, der bei den Partien gegen Wales (0:1) und gegen Österreich(2:6) tatsächlich einen katastrophalen Eindruck hinterlassen hatte.

Der WM-Teilnehmer von 1998 warb um Verständnis für seinenungewöhnlichen Entschluss: «Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen», versicherte der Defensiv-Allrounder: «Ich hoffe, dass meine ehrliche Begründung akzeptiert wird.» Heinrich ist nach dem Münchner Mehmet Scholl der zweite Akteur, der freiwillig auf den Asien-Trip verzichtet. Dass Völler in seiner Not nach dem Schock des Deisler-Ausfalls sogar noch einmal über einen Hilferuf bei Scholl nachgedacht haben soll, wurde von Seiten des DFB dementiert.

Als Völler am 6. Mai sein vorläufiges Aufgebot berief, bezeichnete er die nicht nominierten Böhme und Ricken als «Härtefälle». Vor allem Böhme reagierte enttäuscht auf seine Ausbootung. Sein Freistoßtor für Schalke 04 im DFB-Pokalfinale gegen Bayer 04 Leverkusen heizte dieöffentliche Diskussion an. Mit einer Nachnominierung hatte er nicht mehr gerechnet, als ihn Völlers später Ruf doch noch ereilte, zeigte sich der 28-Jährige «unheimlich stolz». Als Alternative auf der linken Außenbahn hofft er nun, «dass ich der Mannschaft helfen kann».

Auch Ricken, der sich nach dem verlorenen UEFA-Pokal-Finale und den Meisterfeierlichkeiten in Dortmund fit gehalten hatte, freut sich auf seine WM-Premiere. «Es ist eine große Motivation, auch wenn ich nicht als Stammspieler nach Japan gehe. Aber wenn jemand ausfällt, muss ich da sein», sagte Ricken und packte rasch den Koffer.

Die rasanten Umbesetzungen manifestierten einen Tag vor der Reise ins WM-Quartier nach Miyazaki die ohnehin ungewöhnlich geringen Erwartungen an die deutsche WM-Elf. «Unter diesen Bedingungen kann die Mannschaft befreit aufspielen. Kommt sie ins Viertelfinale, bin ich zufrieden, dann hat sie eine erfolgreiche WM absolviert», sagte im «kicker» stellvertretend für viele Franz Beckenbauer, derDeutschland 1990 in Italien als DFB-Teamchef zum bislang letzten Titelgewinn geführt hatte.

Zwölf Jahre danach wagt der damals noch als Spieler beteiligte Völler nicht einmal von einem vierten WM-Triumph zu träumen. Vier hochkarätige Ausfälle, neben Deisler, Scholl und Wörns noch Jens Nowotny (Kreuzbandriss), anhaltende Sorgen um Rekonvaleszenten wie Marko Rehmer sowie eine extrem gestörte Vorbereitung ohne dieLeverkusener Schlüsselspieler haben die Hoffnungen fast täglich schrumpfen lassen. Selbst das Minimalziel Achtelfinale ist keine Selbstverständlichkeit mehr.

Lars Ricken (l., Dortmund.) und Jörg Böhme (r.,
Lars Ricken (l., Dortmund.) und Jörg Böhme (r.,
dpa
Die Bilanz der deutschen Nationalelf seit 1930.
Die Bilanz der deutschen Nationalelf seit 1930.
dpa