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Fußball Fußball: Kollektiver Quantensprung

Von Thomas Tominski 20.06.2006, 13:45

Wittenberg/MZ. - Als Edgar Gnauert vor dem Start in die Landesklassen-Saison 2005 / 06 durch den Volkspark marschierte und die Vision Aufstieg verkündete, kassierte er neben Bravorufen auch erstaunte Blicke. Doch spätestens am achten Spieltag (24 Punkte) war selbst dem letzten Zweifler klar, dass der Coach des FC Grün-Weiß Piesteritz II seinen verbalen Gipfelsturm in die Tat umsetzen wollte.

Auf dem Weg zur Spitze überließ Gnauert nichts dem Zufall. Nach dem "okay" von Präsident Bernd Schmidt zum Thema Landesliga-Aufstieg formte die "graue Eminenz" des Teams zusammen mit Trainer Frank Lehmann und Mannschaftsleiter Burkhard Lehmann eine schlagkräftige Einheit, die der Konkurrenz im Eiltempo die Grenzen des Machbaren aufzeigte. Die seit Jahren praktizierte Mittelmäßigkeit verschwand im Niemandsland, aus Spaß-Fußballern wurden ergebnisorientierte Kicker.

Mit den Erfolgen wuchs auch das Selbstbewusststein. Verbandsligaerfahrene Akteure wie Abwehrchef Tobias Keil, Bodo Grauss und der sich peu à peu von der selbst auferlegten Mittelmäßigkeit verabschiedende Michél Marsch bestimmten die Hackordnung, in ihrem Sog liefen die "jungen Wilden" wie David Kühnast, Björn Weigel, Keeper Markus Scherfenberg oder Maik Trollmann zu Höchstform auf. Gnauert anerkennend: "Maik Trollmann ist mein Spieler der Saison. Er wurde mit 29 Treffern Landesklassen-Torschützenkönig."

In der Rückrunde hatte die grün-weiße Flotte mit stärkerem Wellengang zu kämpfen. Verfolger Allemannia Jessen ließ sich nicht abschütteln, nach Niederlagen in Oranienbaum und Stadtrivalen Einheit Wittenberg marschierten das Spitzenduo geschlossen auf den großen Showdown am Ostermontag im Volkspark zu. Vor 250 Zuschauern gingen die Piesteritzer am Ende als 5:2-Gewinner vom Rasen und waren ihrem Saisonziel ein entscheidendes Stück näher gerückt. Gnauert rückblickend: "Die beiden Siege gegen Jessen waren für mich die eigentlichen Knackpunkte."

Trotz der eigenen Ansprüche hat der Trainer des FC Grün-Weiß II nie die Gesamtsituation im Verein aus den Augen verloren. "Erst als klar war, dass die Verbandsliga-Elf den sportlichen Aufstieg nicht mehr schafft, haben einige Akteure aus der ersten Garnitur uns beim Aufstieg geholfen. Es gab mit Detlef Stache immer konkrete Absprachen." Mit dem Titel "graue Eminenz" kann Gauert gut leben, gegen die Gerüchte, ein demokratischer Antreiber zu sein, wehrt er sich aber energisch: "Das Training leitet Frank Lehmann, er hält auch alle Ansprachen. In der ganzen Saison bin ich nur einmal laut geworden. Gegen Mosigkau haben die Jungs im ersten Abschnitt wirklich eine Kelle zusammen gespielt."

In puncto "Spion in geheimer Mission" griffen die Grün-Weißen auf ein altes aber probates Mittel zurück. Peter Große, in den 70er Jahren ein Volkspark-Held, schwärmte zur Spielbeobachtung auf die gegnerischen Plätze aus und gab dem Duo Lehmann / Gnauert wertvolle Hinweise über Stärken und Schwächen. Auffällig: In der Vergangenheit liefen die Spiele der zweiten Garnitur oft am Rande ab, inzwischen begleitet eine feste Fangemeinde den FC II sogar zu Auswärtsspielen. Gnauert, die Gesamtsituation betrachtend: "Es sind zwar nicht alle Träume in Erfüllung gegangen, doch für den Verein war es insgesamt mit zwei Aufstiegen eine super Saison."