Fußball-Idol Fußball-Idol: Deutschland gratuliert «Uns Uwe» zum Geburtstag
Hamburg/dpa. - «Uwe Seeler ist einer von uns und einer für uns. Ich glaube, mit keinem anderen deutschen Sportler können sich so viele Menschen in unserem Land so eindeutig identifizieren wie mit ihm, der als Star ohne jegliche Starallüren alle positiven Charaktereigenschaften in sich vereinigt», beschreibt Franz Beckenbauer seinen Freund und einstigen Teamgefährten.
680 geladene Gäste feiern den Jubilar am Sonntag in einem riesigen VIP-Zelt vor der AOL-Arena, nur einen Steinwurf entfernt von dem gigantischen, 2,5 Tonnen schweren Bronzefuß, für den Seeler Pate stand. Zwei Tage später lässt es sich Bundespräsident Horst Köhler nicht nehmen, den Ehrenspielführer der Nationalmannschaft nebst Ehefrau Ilka und den Töchtern Kerstin, Helle und Frauke im Schloss Bellevue zu empfangen. «So eine Ehre für einen einfachen Fußballer - unglaublich», staunt Seeler. Damit nicht genug. Auch Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust, in dessen Stadt der Kult-Fußballer zum 30. Ehrenbürger ernannt wurde, möchte Seeler die Hand schütteln. Senat und Bürgerschaft geben am 13. November einen Empfang zu Ehren des Jubilars. Seeler im Party-Stress.
«Er ist der Vater des fairen Fußballs», lobt Musiker Udo Lindenberg den früheren Nationalspieler, «ein Idol der feinen kleinen Leute.» Seeler war in seiner aktiven Zeit ein echter Volksheld, und er ist es heute, 34 Jahre nach seiner Fußballerkarriere, noch immer. Obwohl der begnadete Torjäger Ruhm und Anerkennung auf dem Fußballplatz zuhauf einheimste, wäre niemand auf den Gedanken gekommen, den Strafraum-Malocher als Fußball-Kaiser oder -König zu adeln. Diese Titel waren anderen vorbehalten. Seeler ist eben «Uns Uwe»: ein Muster an Bescheidenheit und Volkstümlichkeit, an Bodenständigkeit und Ehrlichkeit, an Treue und Willensstärke. «Der Dicke hat sich immer so gegeben, wie wir alle wünschen zu sein», sagt Seelers früherer Mannschaftskapitän und HSV-Oberliga-Rekordspieler Jochen Meinke.
Das sieht auch «Kaiser» Beckenbauer so. «Selten ist eine Person so treffend beschrieben worden mit den beiden Worten Uns Uwe». Dem schließt sich ZDF-Moderator Johannes B. Kerner an: «Uwe Seeler ist ein Idol - dazu gehört mehr, als ein guter Sportler zu sein. Und den Beinamen Uns bekommt auch nicht jeder, der ist mehr wert als jeder Professoren- oder Doktortitel.»
Wer Seeler sagt, sagt auch HSV. Mit seinem Verein ist der einstige Torjäger untrennbar verbunden. «Er war das Gesicht des HSV», sagt Werner Hackmann, Präsident der Deutschen Fußball-Liga (DFL). Obwohl Seeler beklagt, dass Fußball immer mehr zum Geschäft verkommt und das Preis-Leistungs-Verhältnis bei den Profis selten stimmt, trägt er die HSV-Raute nach wie vor im Herzen und bangt allwöchentlich mit seiner Mannschaft. Als Prototyp des Mittelstürmers spielte er bis 1972 insgesamt 26 Jahre lang im Trikot des Hamburger SV, nahm an vier Weltmeisterschaften teil, gehörte zur Vizeweltmeister-Elf von 1966, bestritt 72 Länderspiele - einen Großteil davon als Kapitän - und erzielte in unnachahmlicher Weise über tausend Tore.
Hackmann schwärmt: «Sein Tor mit dem Hinterkopf im WM-Viertelfinale 1970 in Mexiko gegen England ist für mich eines der genialsten Tore der Fußballgeschichte.» ARD-Moderator Reinhold Beckmann, der jenes Tor als 14-Jähriger am Fernsehschirm bestaunte und «wohl nie vergessen» kann, beschreibt Seeler als «eines der großen Hamburger Wahrzeichen, nicht nur im Fußball».
Seeler wäre nicht Seeler, würde er die zu erwartende Gratulantenschar nicht auffordern, auf Geschenke für ihn zu verzichten. Stattdessen erbittet er Spenden für seine Stiftung, die unschuldig in Not geratene Menschen unterstützt. «Denen zu helfen, die nicht so auf der Sonnenseite des Lebens stehen, macht einfach Spaß», erklärt der erfolgreiche Geschäftsmann.