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Fünf Sterne für den Doktor: Bewertungsportale im Netz boomen

Von Christof Kerkmann 12.03.2008, 10:13

Hamburg/dpa. - Neue Stadt, neuer Arzt: Nach seinem Umzug suchte der Unternehmensberater Stephan Dümmer einen Zahn-Mediziner, der sich Zeit für ihn nimmt und mit dem Bohrer umgehen kann.

Da er sich in seiner Wahlheimat Düsseldorf nicht auskannte, sah er in einem Arztbewertungsportal im Internet nach. Er fand eine Praxis in seinem Viertel, der andere Patienten fünf Sterne gegeben hatten. Ein guter Tipp, findet der 28-Jährige: «Dort gehe ich jetzt immer hin.»

Wer einen Arzt sucht, will oft auch etwas über dessen fachliche und menschliche Qualitäten wissen. Dieses Bedürfnis versuchen immer mehr werbefinanzierte Bewertungsportale zu befriedigen: Darin finden die Nutzer Kommentare zu Wartezeit, Behandlung und Praxis. Experten warnen aber vor Risiken und Nebenwirkungen.

Die Seiten heißen Imedo, Helpster, Arzt-Auskunft.de oder Aerzte-Bewerten.de, DocInsider oder NetDoktor. Dort geben Nutzer in einer Suchmaske die Postleitzahl und die gewünschte Fachrichtung ein - und schon erscheinen Mediziner in ihrer Umgebung samt Bewertungen.

Bei DocInsider vergeben die Nutzer Sterne - für die Ausstattung der Praxis, das Vertrauensverhältnis zum Arzt, die Freundlichkeit der Mitarbeiter oder die Wartezeit. Helpster unterteilt nach fachlichen und persönlichen Faktoren und setzt ebenfalls auf Kommentare. Imedo fragt nach Terminverfügbarkeit, Pünktlichkeit oder Freundlichkeit, Kommentare sind nicht möglich.

Die meisten Urteile sind bislang positiv, dennoch kritisieren Ärztevertreter die Systeme. «Bei den deutschen Portalen werden zu viele emotionale Faktoren, aber zu wenige harte Fakten abgefragt», sagt Prof. Günter Ollenschläger vom Ärztlichen Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ) in Berlin.

Das will DocInsider-Chef Ingo Horak so nicht stehen lassen: «Der überwiegende Teil der Konflikte zwischen Arzt und Patient liegt auf der Beziehungsebene.» Die Bewertungen verdeutlichten, ob der Patient als Kunde ernst genommen werde. Auch in medizinischen Angelegenheiten könne der Patient eine Wertung abgeben: «Die Behandlung passiert ja am eigenen Körper - die Leute wissen oft genau, was gut für sie ist.»

Ollenschläger kritisiert zudem, dass die digitalen Zeugnisse ein falsches Bild wiedergeben könnten. Denn zum einen ist die Zahl der Beurteilungen bei allen Portalen noch recht gering. Zudem ermögliche die anonyme Bewertung Manipulationen. Die Portalbetreiber betonen aber, dass Missbrauch gemeldet werden kann.

«Patienten sollten ruhig ins Internet gehen und sich auf den Portalen ein Bild machen», sagt Wolfram Candidus von der Deutschen Gesellschaft für Versicherte und Patienten (DGVP). Er plädiert jedoch dafür, die Bewertungen nicht als einziges Kriterium zu nutzen. «Am besten sucht man sich zwei oder drei Ärzte aus und prüft, ob die Versprechen stimmen.»

Wer seinem Arzt ein Zeugnis ausstellen will, sollte das «kritisch, aber ehrlich» tun. «Tatsachenbehauptungen müssen grundsätzlich wahr sein», sagt Carsten Ulbricht, Anwalt aus Stuttgart. Wer schreibt, die Ausstattung sei veraltet, müsse das im Zweifel beweisen. Verboten sind verächtliche Äußerungen. Meinungsfreiheit gelte aber auch hier, so Ulbricht. «Wenn es begründet ist, kann ich schreiben: 'Das ist ein schlechter Arzt'.»

DocInsider: www.docinsider.de

Helpster: www.helpster.de

Imedo: www.imedo.de

Onmeda: www.onmeda.de

Arzt-Auskunft: www.arzt-auskunft.de

Arztbewertung: aerzte-bewerten.de

NetDoctor: www.netdoktor.de

Checkliste für gute Arztpraxen: www.patienten-information.de/content/informationsqualitaet/checkliste_arztbesuch