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Frauen-Nationalmannschaft Frauen-Nationalmannschaft: Weltmeisterinnen lassen sich in Frankfurt feiern

Von Ulli Brünger 01.10.2007, 16:49

Shanghai/dpa. - Silvia Neid genehmigte sich einige Gläschen, TheoZwanziger gab unermüdlich Interviews, und die Spielerinnen bewiesenauf der Tanzfläche dasselbe Stehvermögen wie zuvor beim dramatischen2:0 im WM-Finale gegen Brasilien. Erst als in der Millionen-MetropoleShanghai längst der Morgen graute, krochen die WM-Heldinnen umSpielführerin Birgit Prinz und Torhüterin Nadine Angerer müde, aberglückselig in die Betten. Ein paar Stündchen Schlaf, dann ging es amMontagmittag (Ortszeit) zurück in die Heimat, wo die deutscheMannschaft von Trainerin Silvia Neid abends zunächst am FrankfurterFlughafen und dann am Römer sehnsüchtig erwartet wurde.

Nach knapp elfstündigem Flug landeten die Heldinnen am Montagabendmit dem Lufthansa-Jumbo «Sachsen» auf dem Frankfurter Flughafen. Etwa15 000 bis 20 000 Anhänger bereiteten den Fußball-Heldinnen dann umPunkt 19.25 Uhr am Römer einen begeisternden Empfang. «Ich freuemich, dass so viele Menschen hierher gekommen sind, um mit unsgemeinsam zu feiern», rief Bundestrainerin Silvia Neid in die Menge.Torjägerin Birgit Prinz und Spielmacherin Renate Lingor reckten immerwieder stolz den WM-Pokal in die Höhe. Und alle zusammen sangen mitheiseren Stimmen «ihren» Siegersong «We are the Champions» von Queen.

Von den Verantwortlichen der deutschen Männer-Nationalmannschaftgab es schon vorher nur Lob für die DFB-Frauen. Für BundestrainerJoachim Löw waren die Spiele der deutschen Frauen «tolle Werbung undFußball vom Feinsten». Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoffbeeindruckte besonders die mannschaftliche Geschlossenheit. «Dervorbildliche Teamgeist und Einsatzwille waren die Basis des Erfolgs.»

Bei der Siegesfeier in Shanghai forderten die zahlreichen Party-Gäste - darunter auch die Akteurinnen des WM-Vierten Norwegen - DFB-Präsident Zwanziger lautstark zum Tanz mit Silvia Neid auf. «Theo,Theo»-Rufe schallten durch den Saal im Mannschaftshotel «Hua Ting».«Das ist schon klasse, was die Mädels geleistet haben. Das ist einTeam, auf das man stolz sein muss», sagte die 43-Jährige, der gleichbei ihrer WM-Premiere als Cheftrainerin der große Coup gelang. DasGlas in der einen, den Goldpokal in der anderen Hand - am liebstenhätten sie alle das gute Stück mit ins Bett genommen.

Doch diese Ehre blieb Birgit Prinz vorbehalten. «Ich passe schöndarauf auf», versprach die Torjägerin, die sich noch nicht rechtvorstellen konnte, schon am Sonntag wieder in den Bundesliga-Alltagzurückzukehren. Doch die 29-jährige Rekordspielerin, bei der WM alszweitbeste Akteurin hinter der Brasilianerin Marta mit dem «SilbernenBall» ausgezeichnet, wird auch dieses kleine Problem meistern.

Die Hauptaufgabe der Frauenfußball-Verantwortlichen wird sein, denMedien-Rummel und die gestiegene Popularität zu dauerhaftem Boom zunutzen. Am Sonntag verfolgten 9,05 Millionen Zuschauer den Triumphlive im ZDF. Damit erreichte der TV-Sender einen Marktanteil von 50,5Prozent. In der Schlussphase schauten sogar 11,53 Millionen Fans zu.«Die beeindruckende Zuschauerzahl ist auch ein verdienter Lohn fürdie überragenden Leistungen der deutschen Weltmeisterinnen», sagteZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz.

Die Nationalelf ist spätestens seit dem ersten WM-Titel 2003 einAushängeschild. Und der DFB tut seit Zwanzigers Amtsübernahme alles,um die Sympathieträgerinnen nach Kräften zu unterstützen. Dass sichjede Spielerin über 55 000 Euro Prämie als Lohn für die Anstrengungenfreuen kann, ist für den DFB-Chef selbstverständlich. «Sie haben daswirklich verdient, weil sie so erfolgreich sind und den deutschenFußball in der ganzen Welt hervorragend repräsentieren. Dann wollenwir sie nicht mit Krümeln abspeisen», sagte Zwanziger.

Sein Hauptanliegen ist es, den Mädchen- und Frauenfußball auch inder Breite zu fördern. Nachwuchssorgen gibt es ohnehin nicht, und mitder womöglich erfolgreichen Bewerbung um die Frauen-WM 2011 wäre einweiterer Meilenstein erreicht. Zwanzigers Ziel ist es auch, dieBundesliga professioneller und attraktiver zu gestalten. FFC-ManagerSiegfried Dietrich: «Eine spannende und ausgeglichene Liga ist auchfür die Nationalelf wichtig. Wir müssen die Liga insgesamt stärkenund als Premiumprodukt präsentieren. Ich hoffe, dass wir in Frankfurtbald einen Zuschauerschnitt von 2000 erreichen.»

Auch andernorts müssen die Hausaufgaben gemacht werden, wenn derSteilpass der erfolgreichen DFB-Elf verwandelt werden soll. Noch sinddie Strukturen größtenteils amateurhaft, zudem ziehen die Clubsselten an einem Strang. «Sie wissen, dass sie sich professionelleraufstellen müssen. Als DFB unterstützen wir das, aber die Umsetzungmuss vor Ort geschehen», sagte Zwanziger. Längst haben große Männer-Clubs wie Bayern München, Werder Bremen, der Hamburger SV, VfLWolfsburg und neuerdings auch Schalke 04 die Chancen erkannt, die dasMarkt-Segment Frauenfußball durch den hohen Sympathiefaktor bietet.