Frankreich Frankreich: Über Martinique nach Paris gegen Deutschland
Fort-de-France/Köln/dpa. - Reisestrapazen, Klimawechsel,Personalsorgen: Frankreichs Fußball-Auswahl geht alles andere alsbestens präpariert in das Freundschafts-Duell am Samstag gegenDeutschland. Denn bevor die «Equipe tricolore» zum Klassiker dieMannschaft von Bundestrainer Jürgen Klinsmann in Paris empfängt,tritt sie an diesem Mittwoch für einen guten Zweck auf derKaribikinsel Martinique gegen den WM-Teilnehmer Costa Rica an.
Die Partie hatte der Französische Fußball-Verband (FFF)kurzfristig als Benefizspiel für die Hinterbliebenen der Opfer einesFlugzeugabsturzes abgeschlossen, bei dem vor drei Monaten inVenezuela 152 Menschen aus Martinique ums Leben gekommen waren.Vergebens waren die Proteste der Clubtrainer, die ihren Spielern dieinsgesamt 18-stündige Flugreise und die Klima-Strapazen beim Anpfiffum 16 Uhr Ortszeit (21.00 Uhr MEZ) ersparen wollten. Vor allem dieProfis selbst waren es, die sich für das erste Gastspiel einerfranzösischen Nationalmannschaft in der Karbik ausgesprochen hatten.Schließlich haben viele dort ihre Wurzeln. Die Mutter von StürmerstarThierry Henry ist auf Martinique geboren, ebenso die Eltern des nachdreijähriger Abstinenz überraschend wieder berufenen Nicolas Anelka.
«Man kann sagen, das Spiel kommt zur falschen Zeit, weil wirSpieler müde sind. Aber neben dem sportlichen Aspekt gibt es einenviel wichtigeren. Es ist eine gute Sache, hier zu spielen», sagteKapitän Lilian Thuram von Juventus Turin. Sein Club-Kollege DavidTrezeguet durfte trotzdem wegen einer Oberschenkelverletzung auf denKaribik-Trip verzichten. Er soll aber gegen Deutschland wieder zurVerfügung stehen, im Gegensatz zum erneut verletzten SuperstarZinedine Zidane.
Der Verzicht auf Trezeguet dürfte das Glück von Anelka sein. Das«enfant terrible» des französischen Fußballs, von Christoph Daum imJanuar 2004 von Manchester City zu Fenerbahce Istanbul geholt, hatzuletzt am 17. April 2002 gegen Russland (0:0) für den Weltmeistervon 1998 gespielt. Fünf Monate später lehnte er eine Nominierung desdamaligen Nationaltrainers Jacques Santini für eine Partie gegenJugoslawien ab, seitdem herrschte Funkstille. In französischen Medienwurde gar vermutet, dass der 26-jährige Anelka wie auch der BremerJohan Micoud auf einer «Schwarzen Liste» von Spielern stehe, auf dieder heutige Nationalcoach Raymond Domenech partout nichtzurückgreifen will.
«Unsinn, ich habe nie von einer schwarzen Liste gesprochen und ichhabe nie gesagt, dass ich bestimmte Spieler nicht zur WM nachDeutschland mitnehmen möchte», konterte Domenech. Der umstritteneCoach muss in dieser Woche eine weitere brisante Personalfrageklären. Ähnlich wie in Deutschland streiten sich auch in Frankreichin Fabien Barthez und Grégory Coupet zwei Spieler um den Platz im WM-Tor. Nach mehrmonatiger Sperre, weil er einen Schiedsrichterangespuckt hatte, ist Platzhirsch Barthez (34) wiederspielberechtigt.
Doch der 32-jährige Herausforderer Coupet von SerienmeisterOlympique Lyon hat in der Zwischenzeit viele Pluspunkte gesammelt -und in sechs Länderspielen nur ein Gegentor kassiert. Im Gegensatzzum Kollegen Klinsmann, der sich erst kurz vor der WM zwischen OliverKahn und Jens Lehmann entscheiden will, möchte Domenech dieTorwartfrage nicht auf die lange Bank schieben. Seine Begründung:«Ich will keine Sache in die Länge ziehen, die für jeden sehrstressig ist.»