Formel 1 Formel 1: Norbert Haug und Mario Theissen: Zurück auf die Überholspur

Melbourne/dpa. - Mario Theissen (BMW-Williams): «Mit der Steigerung und dem Siegzum Saisonende hat das Team bewiesen, dass es sich aus eigener Kraftaus so einem Tal befreien kann. Wir wollen 2005 mit neuer Technik undneuen Fahrern unter einem neuen Reglement zu alter Stärkezurückfinden.»
Was trauen Sie Mark Webber und Nick Heidfeld zu?Theissen: «Beide haben in verschiedenen Klassen eine Menge Rennengewonnen. In der Formel 1 hatten sie noch keine Gelegenheit dazu,weil sie noch nie in einem siegfähigen Formel-1-Rennwagen saßen. Ichbin überzeugt davon, dass unsere neuen Fahrer Rennen gewinnen können,wenn wir ihnen das Material dazu geben. Darüber hinaus arbeiten sieganz ausgezeichnet mit den Ingenieuren zusammen. Dieses Engagementwird Früchte tragen.»
Was trauen Sie ihrem Fahrer-Paar Kimi Räikkönen und Juan PabloMontoya zu?Haug: «Am liebsten wären mir natürlich Vorstellungen wie zuletztbeim Finalrennen 2004 in Brasilien, als Juan Pablo im Meterabstand imBMW-Williams vor Kimi Raikkönen im McLaren-Mercedes gewann. Wenn dieTechnik stimmt und ihre Fahrzeuge es zulassen, sind beide Siegfahrer,das haben sie bewiesen.»
Das technische Reglement ist vor dieser Saison wie schon langenicht mehr verändert worden. Behindern die Änderungen bei derAufholjagd auf Ferrari, oder kommt Ihnen das neue Reglement zu gute?Haug: «Weder noch, die Voraussetzungen sind für alle gleich, eswird sich alsbald zeigen, wer am meisten daraus gemacht hat.»Theissen: «Die Reglementänderungen bergen in der Tat die Chance,die Kräfteverhältnisse im Feld zu verschieben. Jedes Team musste eineMenge Erfahrungswerte über Bord werfen und sich neue Lösungenausdenken.»
Vor welchen Herausforderungen standen Sie durch das neue Reglementbei der Entwicklung des neuen Autos und vor allem des Motors?Haug: «Nie mussten von den Technikern in kürzerer Zeit mehrVeränderungen dargestellt werden. Erst Ende Oktober 2004 wurdefestgelegt, dass die Aerodynamik der Formel-1-Autos für 2005 starkbeschnitten werden würde und dass Motoren statt vor jedem Rennen nurvor jedem zweiten Rennen gewechselt werden dürfen.»Theissen: «Die Herausforderung war sowohl auf der Chassis- als aufder Motorenseite immens. Normalerweise planen wir mit einerVorlaufzeit von 18 Monaten, diesmal hatten wir nur die Hälfte derZeit. Als die Verdoppelung der Motoren-Laufleistung im Juli 2004verkündet wurde, mussten wir unser ursprünglich für 2005 vorgesehenesMotorenkonzept ad acta legen.»
Die Zusammenarbeit zwischen McLaren und Mercedes schien imvergangenen Jahr nicht immer harmonisch zu verlaufen.Haug: «Wenn ein Team wie McLaren Mercedes, das WM-Titel gewonnenhat, nicht die im Sport in es gesetzten Verantwortungen erfüllt, dannschlägt dies in den Medien hohe Wellen. Daraus zu schließen, das Teamarbeite nicht als solches, ist falsch.»
Auch die Partnerschaft zwischen Williams und BMW ist nicht immerungetrübt.Theissen: «Wenn man gemeinsam Erfolg hat, ist es immer leicht,sich gegenseitig auf die Schultern zu klopfen. Erst in wenigererfolgreichen oder gar erfolglosen Phasen zeigt sich, wie stark derZusammenhalt wirklich ist. Man darf sich nicht in Schuldzuweisungenverlieren, muss aber schonungslose Fehleranalyse betreiben. Das istnicht immer angenehm. Da fallen schon mal Späne. Erfolg bleibt diebeste Motivation. Und wir wollen wieder auf die Überholspur.»
Wer wird Weltmeister und wo landen Ihre Teams?Haug: «Der mit den meisten Punkten und genau dort, wo wir imVergleich zur Konkurrenz in der Jahresaddition stehen.»Theissen: «Das Ziel des BMW WilliamsF1 Teams ist ganz klar, wiederzur Stärke von 2003 zurückzufinden: Wir wollen wieder um Siegekämpfen. Weltmeister wird, wer unter den neuen Rahmenbedingungen dasbeste Gesamtpaket aus Fahrzeug, Motor, Reifen und Fahrern schnürt.»