Formel 1 Formel 1: Neuanfang in Singapur

Singapur/dpa. - Die Formel 1 will nach dem Skandal den Neuanfang,Sebastian Vettel kämpft um seine letzte Titelchance: In der Nacht vonSingapur steht für den PS-Zirkus viel auf dem Spiel. «Ich hoffe, wirkönnen uns jetzt alle auf den Sport konzentrieren», plädierte BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen am Donnerstag auf dem Marina BayStreet Circuit für einen Schlussstrich in der schmutzigenBetrugsaffäre. «Das ist alles schon Vergangenheit», betonte Renault-Pilot Fernando Alonso, dem im Vorjahr der fingierte Crash seinesTeamgefährten Nelson Piquet Jr. den Sieg ermöglicht hatte. Auflegalem Weg hingegen will Vettel das vorzeitige WM-Aus abwenden. «Solange es möglich ist, werden wir nicht aufgeben», sagte derHeppenheimer.
Inspiration für dauerhaften Erfolg holte sich der 22-Jährige amHafen der Millionen-Metropole bei einem Treffen mit der zotteligenUS-Kultband ZZ Top. Auch wenn Vettel an der geliehenen Gitarre etwasunbeholfen wirkte, will er am Sonntag (14.00 Uhr/RTL und Sky) wiederauf der Strecke rocken. «Wir müssen uns auf uns konzentrieren und dasMaximale anstreben. Alles andere liegt nicht in unserer Hand», sagteder Hesse. Allerdings scheint WM-Spitzenreiter Jenson Button (80Punkte) mit 26 Zählern Vorsprung schon zu weit enteilt und muss wohleher Brawn-Teamgefährte Rubens Barrichello (66) fürchten.
«Ich erwarte, dass Jenson sich diesen Titel sichert», gab Rekord-Weltmeister Michael Schumacher Kumpel Vettel mit auf den Weg nachAsien. «Jenson muss nur vier, fünf Punkte mehr als wir einfahren,dann ist es vorbei», räumte sein Red-Bull-Teamkollege Mark Webberein. Doch Vettel klammert sich an den letzten Strohhalm. «Es ist dochnoch keiner eine Runde gefahren. Vielleicht schaffen wir dieSensation, vielleicht wird es auch ein Desaster», meinte er.
Für die Formel 1 geht es in Singapur um weit mehr. Erst am Montaghatte das Verbandsgericht mit der zweijährigen Bewährungsstrafe fürRenault und der Verbannung des damaligen Teamchefs Flavio Briatorefür «unbegrenzte Zeit» den Unfall-Skandal sportjuristischabgeschlossen. Doch am liebsten will die Königsklasse nicht mehr an«Crashgate» erinnert werden. «Das war negativ für den Sport, aberjetzt werden wir ein großartiges Wochenende und ein fantastischesRennen haben, und dann ist das eine Sache der Vergangenheit», meinteWilliams-Pilot Nico Rosberg, der 2008 hinter Alonso Zweiter wurde.
Die meisten Piloten scheuten sich, die Verantwortlichen für denSkandal mit deutlichen Worten zu verurteilen. «Das ist ja nicht unserTeam gewesen», sagte Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen bei der offiziellenPressekonferenz des Internationalen Automobilverbands FIA. WieTeamgefährte Webber, den das FIA-Urteil zur Trennung von ManagerBriatore zwingt, bedauerte Vettel den Ausschluss des schillerndenItalieners. «Er war ein Charakter, der die Formel 1 geprägt hat under wird ihr fehlen», erklärte der 22-Jährige.
Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo machte sich in italienischenMedien am Donnerstag prompt für einen Gnadenakt für seinen Landsmannstark: «Ich hoffe und erwarte, dass die Strafe bald reduziert werdenwird.» FIA-Präsident Max Mosley hingegen verteidigte das hoheStrafmaß. «Ich glaube, wir mussten der Welt zeigen, dass jemand, derso etwas Schlimmes tut, keinen Platz mehr in der Formel 1 oder iminternationalen Rennsport hat. Briatore war zu einhundert Prozentverantwortlich», sagte der Brite der «Frankfurter AllgemeinenZeitung» (Donnerstag).
