Formel 1 Formel 1: Heidfeld startet in Montreal mit neuer Hoffnung
Montreal/dpa. - Mit Analyse aus der Krise: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit setzt Nick Heidfeld auf die Fähigkeiten seiner Ingenieure.
Vor dem Formel-1-Wochenende in Montreal forschte der BMW-Sauber-Pilot mit den führenden Technikköpfen seines Rennstalls nach den Sekunden, die ihm derzeit zu seinem polnischen Teamkollegen Robert Kubica fehlen. «Manche Sachen gehen eher kurzfristiger, andere mittelfristiger oder auch langfristiger. Da müssen wir jetzt probieren, was von diesen Ideen und Maßnahmen funktioniert», zog Heidfeld eine Zwischenbilanz seiner Forschungsarbeiten.
Der Fakt ist: «Quick Nick» ist zu langsam. Die Folge: In der Qualifikation lag er bei den bisherigen sechs Grand Prix stets hinter Kubica. Und auch in den letzten drei Rennen wurde er von seinem internen Rivalen abgehängt. Der Grund: Die Reifen an Heidfelds Dienstwagen kommen nicht schnell genug auf Betriebstemperatur. Das Warum ist noch nicht vollständig geklärt.
Erste Erkenntnisse sollen schon beim Großen Preis von Kanada umgesetzt werden. Das Setup für den siebten WM-Lauf wird schon leicht verändert. An eine Wiederholung des zweiten Platzes ein Jahr zuvor auf dem Circuit Gilles Villeneuve wagt Heidfeld aber noch nicht zu denken.
Dabei hatte die Saison so gut angefangen. «Wenn man die ersten beiden Rennen anguckt, als ich auf das Podium gefahren und im zweiten Rennen die schnellste Rennrunde gefahren bin. Da war es noch kein großes Thema», sagte der 31-Jährige. Denn die Hitze von Australien und Malaysia überdeckte das Problem der Reifentemperatur. Erst allmählich habe man erkannt, dass es ein Problem gibt.
Die These: Heidfelds weicher Fahrstil passt offenbar nicht optimal zum BMW-Sauber-Modell 2008. BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen ist zuversichtlich: «Wir wissen, dass er noch vor wenigen Wochen sehr gute Leistungen gebracht hat. Also muss das Thema lösbar sein. Deshalb mache ich mir keine anderen Gedanken.» Er zog Parallelen zu Kubicas Situation 2007: «Da hat es fast eine halbe Saison gedauert, bis Robert am Ende gesagt hat, er ist mit dem Auto einigermaßen zufrieden und schneller wurde.»
Eine solch schwierige Phase wie jetzt hatte Heidfeld nach eigenem Bekunden noch nicht in seiner acht Jahre währenden Karriere. Den Tiefpunkt erlebte er zuletzt bei seinem Pech-und-Pannen-Rennen in Monte Carlo mit Platz 14 unter 14 Piloten, die ins Ziel in Monaco kamen. «Wie sagt man: Wenn man kein Glück hat, kommt auch noch Pech hinzu», bemühte er eine Fußballer-Weisheit.
Mit 20 Punkten ist er als WM-Fünfter noch immer bester der fünf deutschen Piloten. Ein schwacher Trost: Denn sein interner Rivale mischt im Titelrennen mit 32 Zählern mit McLaren-Mercedes-Pilot Lewis Hamilton (38 Punkten), Weltmeister Kimi Räikkönen (35) und dessen Ferrari-Teamkollegen Felipe Massa (34) kräftig mit.
Doch die Niedergeschlagenheit von Monaco ist der Hoffnung aus Hinwil gewichen. Vor allem die Unterstützung des gesamten Teams tut ihm sichtlich gut. «Den Vorteil, den ich hab, ist, dass ich schon eine Weile zum einen in der Formel 1 bin, zum anderen eine Zeitlang sowohl mit BMW als auch früher mit Sauber zusammengearbeitet hab», sagte Heidfeld. «Wenn es meine erste Saison wäre, wäre es sicherlich blöder.» Man wisse ja, es sei in der Vergangenheit gegangen: «Den Speed hat er.»